Medizin

ADHS-Medikamente möglicherweise doch nicht herzkritisch

  • Montag, 23. Mai 2011

Philadelphia – Arzneimittel gegen ein mittel bis schwer ausgeprägtes ADHS-Syndrom erhöhen das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen entgegen bisheriger Erwartungen langfristig nicht. Das legt zumindest eine neue empirische Studie von Epidemiologen der Pennsylvania University School of Medicine nahe.

Sie ergab, dass die betroffenen Kinder später nicht wahrscheinlicher an Herzproblemen versterben als ohne die Medikation. Wie in der aktuellen Ausgabe des Journals Pediatrics (doi: 10.1542/peds.2010-3371) behauptet, ist diese Studie die erste ihrer Art, die eine Vielzahl von Kindern aber auch Erwachsenen dahingehend untersucht hat.

Zur Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndromes (ADHS) sind bei bestimmten Fällen unterstützend zur psychotherapeutischen Behandlung Medikamente vorgesehen, die primär als Stimulanzien wirken. Dabei steigern sie vor allem den Blutdruck und die Herzfrequenz.
 

In vergangenen Studien berichteten verschiedene Autoren vermehrt über Spätkomplikationen der Therapie bis hin zu plötzlichen Todesfällen. Dies habe in den letzten Jahren zunehmend zu der Sorge geführt, dass Pharmaka zur Behandlung des ADHS auf lange Sicht das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse steigere.

Daher wollten die Forscher in einer großen Kohortenstudie aus zwei Datenbanken die Rate an kardiovaskulären Ereignissen und Todesfolgen von Patienten mit und ohne ADHS-Medikation miteinander vergleichen.

Hierzu schlossen sie vor allem Kinder zwischen drei und 17 Jahren ein, die mindestens ein Amphetamin, ein Atomoxetin oder ein Methylphenidat einnahmen. Jedem Kind ordneten sie dann bis zu vier verschiedene, nicht medikamentös behandelte Kontrollpatienten je nach Geschlecht, Herkunft, Alter und Datenbank zu.

Weder für medikamentös bedingte, plötzliche Todesfälle, noch für das Auftreten ventrikulärer Arhythmien, Herz- oder Schlaganfälle fanden sie statistisch signifikante Unterschiede. Auch die gesamte Rate an Todesfällen ergab kein höheres Risiko für diese Patienten.

Das Ergebnis bestärkt die Ärzte und Pharmakologen, die an der Arbeit beteiligt waren, in ihrer Überzeugung, dass ernsthafte Komplikationen wie die Todesfolge unter diesen Arzneimitteln nicht häufiger vorkommen.

Daher lautet das Fazit von Erst-Autor und Leiter der Studie, Sean Hennessy, dass sich Eltern von Kindern, die von einer Medikation gegen ihr ADHS profitieren, nicht von derartigen Befürchtungen verunsichern lassen sollten.

hil

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