Medizin

Adipositas stört das Sexualleben

  • Mittwoch, 16. Juni 2010

Paris – Als seien Metabolisches Syndrom, frühzeitige Arthrose und Atherosklerose und die zunehmende Diskrimierung im Alltag nicht schon schlimm genug. Eine Umfrage im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2010; 340: c2573) attestiert den Adipösen jetzt auch noch ein gestörtes Sexualleben – und ein vermindertes Bewusstsein für Kontrazeption und übertragbare Erkrankungen.

Für die Studie “Contexte de la Sexualité en France” waren 2005/2006 mehr als 12.000 Franzosen telefonisch auf ihr Sexualleben angesprochen worden. Die Studie gilt als repräsentativ für die französisch sprechende Bevölkerung.

Sie zeigt, dass Adipöse seltener Sex haben. Adipöse Frauen gaben sogar häufiger an, in den letzten 12 Monaten keinen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, obwohl gerade jüngere adipöse Frauen häufiger das Internet als Kontaktbörse nutzten, wie Nathalie Bajos vom Forschungsinstitut INSERM in Kremlin Bicetre bei Paris berichtet.

Es besteht aber kein Anlass zu der Vermutung, dass adipöse Menschen kein Interesse am Sex hätten, schreibt die Forscherin. Richtig sei aber, dass die Adipositas die sexuelle Zufriedenheit hemme. Dies sei nicht nur bei übergewichtigen Männern der Fall, die häufiger eine erektile Dysfunktion angaben, für welche die Adipositas ein bekannter Risikofaktor ist.
 

Auch adipöse Frauen seien häufiger unzufrieden mit ihrem Sexualleben. Dies zeigte sich häufiger daran, dass sie der Sexualität keine besondere Bedeutung mehr für ihr persönliches Gleichgewicht zuschreiben.

Die Studie zeigt ebenfalls: Wenn adipöse Männer Gelegenheit zum Geschlechtsverkehr bekommen, verzichten sie häufiger auf ein Kondom - und sehen sich dann nicht selten mit den Konsequenzen konfrontiert: Adipöse Männer berichteten 12-fach häufiger in den vergangenen fünf Jahren bereits einmal eine sexuell übertragbare Erkrankung gehabt zu haben.

Auch adipöse Frauen sind bei der Kontrazeption nachlässiger. Interessanterweise steigerte dies nicht die Zahl der sexuell übertragbaren Erkrankungen – oder wurden sie nur nicht diagnostiziert, weil “Unterleibsbeschwerden” nicht mit Chlamydien-Infektionen in Verbindung gebracht wurden?

Eine ungewollte Schwangerschaft lässt sich dagegen nicht auf Dauer ignorieren: Unter den jüngeren Frauen hatte fast jede vierte in den letzten fünf Jahren einen Abbruch durchführen lassen. Ob die Ergebnisse spezifisch für Franzosen sind oder auch auf andere Länder übertragbar sind, muss offen bleiben.

rme

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