Ärzte der Welt kritisiert Lebensumstände in bayrischem Ankerzentrum

München – Die Hilfsorganisation Ärzte der Welt wird sich Ende Oktober aus dem Ankerzentrum Manching/ Ingolstadt zurückziehen. Das hat die Hilfsorganisation gestern anlässlich der öffentlichen Anhörung „Ankerzentren“ im Bayerischen Landtag mitgeteilt.
Grund für die Entscheidung seien die unzureichenden Lebensbedingungen in der Flüchtlingsunterkunft. Seit Januar bietet ein Ärzte-der-Welt-Team zweimal im Monat eine Sprechstunde zur psychologischen und psychiatrischen Versorgung von Asylsuchenden in der früheren Max-Immelmann-Kaserne an.
„Die krankmachenden Lebensbedingungen in der Anker-Einrichtung Manching/Ingolstadt verhindern eine erfolgreiche Behandlung. Ärzte der Welt kann unter diesen Bedingungen die Verantwortung für die Verfassung von schwer psychisch kranken Patienten und deren Medikamenteneinnahme nicht tragen“, unterstrich Ärzte der Welt-Vorstandsvorsitzender Heinz-Jochen Zenker.
Aufgrund belastender Faktoren wie unzureichendem Schutz vor Übergriffen, fehlender Privatsphäre, nächtlicher Ruhestörung in Kombination mit unsicheren Zukunftsperspektiven und mangelnder Kontrolle über das eigene Leben könnten Patienten weder stabilisiert noch geheilt werden. Dies führe zu einer unzumutbaren Belastung des Einsatzteams, so Zenker.
Darüber hinaus kritisiert die Hilfsorganisation, dass es in der Ankereinrichtung kein systematisches Vorgehen gibt, um besonders schutzbedürftige Bewohner zu identifizieren. Zudem gebe es kein ausreichendes Personal, um den Menschen die notwendige Unterstützung zu ermöglichen.
Auch die vom Bundesfamilienministerium publizierten Mindeststandard zur Unterbringung von Flüchtlingen werden der Hilfsorganisation zufolge in dem Ankerzentrum nicht eingehalten. Deshalb habe man sich entschieden, sich aus der Unterkunft zurückzuziehen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: