Ärzte fordern mehr Praxisnähe im Medizinstudium
Münster/Frankfurt – Mehr Studienplätze und mehr Praxisnähe im Medizinstudium fordert die Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) in einer Resolution zum sogenannten „Masterplan Medizinstudium 2020“. Auch die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) hat sich am Wochenende mit der von Bund und Ländern geplanten Reform befasst.
„Heute gibt es weniger Medizinstudienplätze als Mitte der 1990er Jahre. Diese künstliche Verknappung ist ein wesentlicher Grund für den Ärztemangel“, kritisieren die Delegierten der ÄKWL in der Resolution. Derzeit würden jährlich rund 10.600 Studierende zum Medizinstudium zugelassen, es müssten jedoch mindestens 16.000 Studienplätze pro Jahr zur Verfügung stehen, beziffert die Kammer den Bedarf.
Wichtig sei zweitens, die augenblicklich zu starke Fokussierung auf die Abiturnote bei der Vergabe der Studienplätze aufzugeben. „Soziales Engagement und bereits abgeschlossene Ausbildungen in Medizinberufen müssen in einem neuen Kriterienkatalog stärker berücksichtigt werden“, fordern die Delegierten. Universitäten sollten sich dieser Verantwortung stellen und mehr Arbeit in die Auswahl der Studienanfänger investieren. Nötig seien Kandidaten, die „nach ihrer Ausbildung tatsächlich in der Patientenversorgung arbeiten, statt nach dem Studium sofort in alternative Berufsfelder oder ins Ausland abzuwandern“, heißt es.
Notwendig sei außerdem, die Allgemeinmedizin zu stärken, denn diese sei ein Rückgrat der ambulanten Versorgung. „Insbesondere müssen alle medizinischen Fakultäten über einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin verfügen“, schreiben die Delegierten.
Die Delegierten der LÄKH fordern neben einer Steigerung der Medizinstudienplätze um mindestens zehn Prozent die Verbindung von praktischen und theoretischen Studienanteilen über den gesamten Studienverlauf. „Das Medizinstudium muss eine wissenschaftliche Ausbildung bleiben, da ein wissenschaftliches Grundverständnis für eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung unabdingbar ist“, erklärten die hessischen Ärztevertreter.
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