Ärzte in Westfalen-Lippe stellen Forderungskatalog gegen Ärztemangel vor
Münster – Eine Liste von Maßnahmen gegen den drohenden Ärztemangel in Westfalen-Lippe hat die Ärztekammer des Landesteils zusammen mit dem Universitätsklinikum Münster und der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vorgestellt.
Entscheidend sei, dass die ärztliche Tätigkeit am Patienten attraktiv bleibe, damit ein Großteil der ausgebildeten Ärzte weiter in der Patientenversorgung arbeite. Dazu gehörten die Verbesserung der Arbeitsbedingungen an den Krankenhäusern und eine bessere Vereinbarkeit von ärztlichem Beruf und Familie.
Zusätzlich sollten die Ausbildungskapazitäten an den Universitäten erhöht und die Zugangsbedingungen zum Studium angepasst werden. Notwendig sei zudem eine Verbesserung der ärztlichen Weiterbildung, um die ärztliche Tätigkeit von Anfang an attraktiver zu gestalten.
Die Tätigkeit in unterversorgten Regionen müsse außerdem attraktiver werden, zum Beispiel mittels Zuschlägen. Nötig seien zudem strukturierte Maßnahmen zur medizinischen und gesellschaftlichen Integration ausländischer Ärzte.
„Der Ärztemangel lässt sich nicht wegdiskutieren“, sagte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst. Dies werde in den Krankenhäusern und für die Praxen insbesondere in den ländlichen Regionen immer gravierender und dürfe nicht verharmlost werden.
Der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Münster, Norbert Roeder, warnte davor, den Ärztemangel „lediglich als Verteilungsproblem anzusehen“. Vielmehr sei in den letzten Jahren eine Diskrepanz zwischen Ausbildungsstellen und ärztlichen Bedarf entstanden.
Die Anzahl der Studienplätze und damit die Ausbildungskapazität sei in Deutschland in den letzten Jahren nicht erhöht worden, die Nachfrage nach ärztlicher Arbeitskraft aber deutlich gestiegen.
Auf die Anfangsmotivation der Medizinstudierenden verwies der Dekan der Medizinischen Fakultät, Wilhelm Schmitz: „Die jungen Leute, die zu uns kommen, sind hoch motiviert und haben, das belegen Befragungen, meist eine Tätigkeit in der Krankenversorgung zum Ziel. Wenn sie dort später nicht ankommen, liegt das an Defiziten des Gesundheitssystems“, sagte er.
In Nordrhein-Westfalen sind laut der Kammer derzeit etwa 1.200 klinische und 500 ambulante Arztstellen unbesetzt. Das bedeute umgerechnet für Westfalen-Lippe knapp 600 offene klinische und circa 250 offene ambulante Arztstellen. In den nächsten 15 Jahren würden in Westfalen-Lippe bis zu 13.500 Ärzte altersbedingt aus ihrer Tätigkeit ausscheiden.
Dies betreffe 3.900 Krankenhausärzte oder 25 Prozent der Krankenhausärzteschaft sowie 7.500 ambulant tätige Ärzte, das sind 60 Prozent der ambulant tätigen Ärzteschaft. Insbesondere ab 2017 würden deutlich mehr Ärzte altersbedingt aus der Versorgung ausscheiden als neu hinzukommen.
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