Ausland

Ärzte-Netzwerk erhebt Einspruch gegen Patent für Hepatitis-Mittel

  • Dienstag, 10. Februar 2015

München – Die Organisation Ärzte der Welt geht gegen das Patent für das Hepatitis-C-Medikament Sovaldi vor. Das Ärzte-Netzwerk wollte nach eigenen Angaben am Dienstag Einspruch beim Europäischen Patentamt (EPA) in München einlegen. Es sei das erste Mal in Europa, dass eine medizinische Nicht-Regierungs-Organisation diesen Weg wähle, um den Zugang zu Arzneimitteln für Patienten zu verbessern, teilte die Vereinigung mit.

Konkret geht es um das Patent für den Wirkstoff Sofosbuvir, der unter dem Handels­namen Sovaldi bekannt ist. Sofosbuvir gehört zu neuen, direkt antiviral wirksamen Medikamenten, die die nicht nur die Heilungschancen der Patienten erhöht, sondern auch die Therapie verkürzt.

Die Behandlungskosten sind allerdings sehr hoch. Nach Angaben von Ärzte der Welt verursacht das Medikament Sovaldi der US-Firma Gilead Therapiekosten von bis zu 60.000 Euro. Auf die öffentlichen Gesundheitssysteme kämen möglicherweise Milliarden­kosten zu. Experten seien aber der Auffassung, dass zahlreiche staatliche und private Forschungseinrichtungen an der Entwicklung des Wirkstoffes mitbeteiligt gewesen seien und der alleinige Anspruch auf ein Patent durch Gilead nicht gerechtfertigt sei, erklärte die Ärzte-Organisation.

„Wir setzen uns für den universellen Zugang zu medizinischer Versorgung ein", erklärte Jean-Francois Corty von Ärzte der Welt Frankreich. Auch in wohlhabenden Ländern wie Frankreich, Deutschland oder England gefährde der Preis von Sofosbuvir die Existenz der solidarischen Gesundheitssysteme. Ärzte der Welt wolle mit der Anfechtung des Patents den Zugang zur Behandlung von Hepatitis C verbessern und die Diskussion um die Preispolitik von Medikamenten anregen.

Ärzte der Welt ist die deutsche Sektion der humanitären Organisation Médecins du Monde/Doctors of the World. Das Netzwerk leistet weltweit medizinische Hilfe für benachteiligte Menschen, die von Krisen oder Verfolgung betroffen sind, und fördert nach eigenen Angaben Projekte in fast 80 Ländern.

afp

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung