Ärzte ohne Grenzen berichtet von Massenexodus aus syrischem Aleppo
Paris – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat von einem Massenexodus in der umkämpften syrischen Provinz Aleppo berichtet. Seit Beginn neuer heftiger Kämpfe und Luftangriffe am 8. Oktober seien aus der Region Al Safira rund 130.000 Bewohner geflohen, das sei "fast die gesamte Zivilbevölkerung der Stadt Al Safira und der umliegenden Flüchtlingslager, in denen Ärzte ohne Grenzen Hilfe leistete", teilte die Organisation am Freitag in Paris mit. Binnen fünf Tagen seien bei den Kämpfen mindestens 76 Menschen getötet und 450 weitere verletzt worden.
„Die extrem brutalen Angriffe zwangen Menschen, die wegen des Bürgerkriegs bereits geflohen waren, zur weiteren Flucht”, erklärte Projektleiterin Marie-Noëlle Rodrigue. Sie kämen nun in Gebiete, in denen sich bereits viele Vertriebene aufhielten und „sehr wenige Hilfsorganisationen mit einer großen Notlage” konfrontiert seien. Allein in der Stadt Manbij, wo der Rote Halbmond bereits 200.000 Binnenflüchtlinge registriert habe, seien schätzungsweise weitere 100.000 Vertriebene dazugekommen. Dort aber seien alle Unterbringungsmöglichkeiten ausgeschöpft. Den mittellosen Neuankömmlingen stehe nun ein weiterer Kriegswinter bevor.
Der MSF-Vorsitzende Mego Terzian rief die Vereinten Nationen auf, die Frage der humanitären Hilfe „mit derselben Entschlossenheit” anzugehen wie die Vernichtung der syrischen Chemiewaffen. Auch andere Hilfsorganisationen müssten mehr tun, da die aktuelle Hilfe nicht ausreiche. Ärzte ohne Grenzen hat derzeit Teams mit internationalen und einheimischen Mitarbeitern in sechs Krankenhäusern und zwei Gesundheitszentren im Norden Syriens.
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