Ärzteschaft

Ärzte unterstützen Petition für Warnlogo auf alkoholischen Getränken

  • Montag, 9. September 2019
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München/Köln – Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist die häufigste Ursache für nicht genetisch bedingte, frühkindliche Fehlbildungen. Eine neue Petition macht sich für ein Warnlogo für Schwangere stark. Gynäkologen und Kinderärzte stellten sichzum heutigen Tag des Fetalen Alkoholsyndroms (Fetal Alcohol Spectrum Disorder, FASD) hinter den Vorstoß.

Man unterstütz die Petition der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförde­rung und des FASD-Netzwerks Nordbayern zur verpflichtenden Kennzeichnung aller alko­holischer Ge­tränke, wie es bereits in anderen Nationen üblich sei, sagte Christian Albring, Präsident des Berufsverband der Frauenärzte (BVF).

In Deutschland kommen laut BVF jährlich etwa 10.000 Kinder mit verschiedenen geisti­gen und körperlichen Schädigungen zur Welt, weil ihre Mütter während der Schwanger­schaft Alkohol getrunken haben. Bis zu 4.000 Neugeborene pro Jahr leiden unter FASD, einer besonders schwerwiegenden, vorgeburtlich entstandenen Schädigung des Kindes.

Je nach Schwere der Ausprägung kämpfen die Kinder ihr Leben lang mit körperlichen und geistigen Einschränkungen, wie Wachstumsstörungen, Herzfehlern, Sprachstörungen, Hyperaktivität, Konzentrationsbeschwerden und einer verstärkten Aggressivität.

Im Erwachsenenalter kann sich FASD durch weitere Störungen wie Depressionen, Angst­störungen, Störungen der Impulskontrolle, Suchterkrankungen, Auffälligkeiten im Sexual­verhalten, leichte Beeinflussbarkeit und Ausbeutbarkeit bis hin zu deutlich häufigerer Delinquenz äußern.

Frauen mit Kinderwunsch sollten daher laut dem BVF möglichst schon von dem Moment an, an dem sie die Verhütung weglassen, bis zum Ende der Stillzeit keinen Alkohol trin­ken. „Information und Aufklärung sind die bessere Motivation, das Verhalten zu ändern, als das Aussprechen von Verboten. Bei der Betreuung von Schwangeren ist das in der frauen­ärztlichen Praxis eine tägliche Herausforderung zum Wohle des Kindes“, sagte der BVF-Präsident.

„FASD ist eine Behinderung, die vollständig zu vermeiden ist durch den Verzicht auf Alko­hol“, sagte auchThomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Die Erkrankung bedeute, dass die Kinder nur selten ein selbständiges Leben führen könnten. „Neben dem persönlichen Leid entstehen der Gesellschaft hohe Kosten, denn FASD-Kinder brauchen lebenslang Hilfe," so Fischbach. Daher spreche sich der BVKJ ebenfalls für eine Kennzeichnungspflicht auf alkoholischen Getränken aus.

Jede Schwangere sollte die Möglichkeit erhalten, selbstbestimmt und informiert auf Alkohol zu verzichten. Gleichzeitig wünsche man sich mehr und frühere Aufklärung. „Schon Jugendliche in den Schulen müssen lernen, wie schädlich schon winzige Mengen Alkohol in der Schwangerschaft ist. Und wir brauchen bessere und vernetzte Hilfe und Beratung für die (Pflege-)familien der Kinder, und auch für Erzieherinnen und Lehrer“, mahnte Fischbach.

Um Paare für die Risiken des Konsums von Alkohol in der Schwangerschaft zu sensibili­sie­ren, bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für Schwangere und ihre Partner Informationsmaterialien zur Entstehung und Vermeidung von FASD an.

Werdende Mütter, denen es schwerfällt, auf Alkohol zu verzichten, unterstützt das Inter­net­portal IRIS anonym unter beim Konsumstopp. Die mit Alkoholkonsum während der Schwangerschaft verbundenen Risiken können auch in den Vorsorgeuntersuchungen und der Schwangerschaftsbetreuung angesprochen werden. Dazu stellt die BZgA Fachkräften der Schwangerenvorsorge einen Leitfaden für die Beratung von Schwangeren zum Alko­holverzicht zur Verfügung.

hil

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