Ärzte unterstützen Petition für Warnlogo auf alkoholischen Getränken

München/Köln – Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist die häufigste Ursache für nicht genetisch bedingte, frühkindliche Fehlbildungen. Eine neue Petition macht sich für ein Warnlogo für Schwangere stark. Gynäkologen und Kinderärzte stellten sichzum heutigen Tag des Fetalen Alkoholsyndroms (Fetal Alcohol Spectrum Disorder, FASD) hinter den Vorstoß.
Man unterstütz die Petition der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung und des FASD-Netzwerks Nordbayern zur verpflichtenden Kennzeichnung aller alkoholischer Getränke, wie es bereits in anderen Nationen üblich sei, sagte Christian Albring, Präsident des Berufsverband der Frauenärzte (BVF).
In Deutschland kommen laut BVF jährlich etwa 10.000 Kinder mit verschiedenen geistigen und körperlichen Schädigungen zur Welt, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. Bis zu 4.000 Neugeborene pro Jahr leiden unter FASD, einer besonders schwerwiegenden, vorgeburtlich entstandenen Schädigung des Kindes.
Je nach Schwere der Ausprägung kämpfen die Kinder ihr Leben lang mit körperlichen und geistigen Einschränkungen, wie Wachstumsstörungen, Herzfehlern, Sprachstörungen, Hyperaktivität, Konzentrationsbeschwerden und einer verstärkten Aggressivität.
Im Erwachsenenalter kann sich FASD durch weitere Störungen wie Depressionen, Angststörungen, Störungen der Impulskontrolle, Suchterkrankungen, Auffälligkeiten im Sexualverhalten, leichte Beeinflussbarkeit und Ausbeutbarkeit bis hin zu deutlich häufigerer Delinquenz äußern.
Frauen mit Kinderwunsch sollten daher laut dem BVF möglichst schon von dem Moment an, an dem sie die Verhütung weglassen, bis zum Ende der Stillzeit keinen Alkohol trinken. „Information und Aufklärung sind die bessere Motivation, das Verhalten zu ändern, als das Aussprechen von Verboten. Bei der Betreuung von Schwangeren ist das in der frauenärztlichen Praxis eine tägliche Herausforderung zum Wohle des Kindes“, sagte der BVF-Präsident.
„FASD ist eine Behinderung, die vollständig zu vermeiden ist durch den Verzicht auf Alkohol“, sagte auchThomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Die Erkrankung bedeute, dass die Kinder nur selten ein selbständiges Leben führen könnten. „Neben dem persönlichen Leid entstehen der Gesellschaft hohe Kosten, denn FASD-Kinder brauchen lebenslang Hilfe," so Fischbach. Daher spreche sich der BVKJ ebenfalls für eine Kennzeichnungspflicht auf alkoholischen Getränken aus.
Jede Schwangere sollte die Möglichkeit erhalten, selbstbestimmt und informiert auf Alkohol zu verzichten. Gleichzeitig wünsche man sich mehr und frühere Aufklärung. „Schon Jugendliche in den Schulen müssen lernen, wie schädlich schon winzige Mengen Alkohol in der Schwangerschaft ist. Und wir brauchen bessere und vernetzte Hilfe und Beratung für die (Pflege-)familien der Kinder, und auch für Erzieherinnen und Lehrer“, mahnte Fischbach.
Um Paare für die Risiken des Konsums von Alkohol in der Schwangerschaft zu sensibilisieren, bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung für Schwangere und ihre Partner Informationsmaterialien zur Entstehung und Vermeidung von FASD an.
Werdende Mütter, denen es schwerfällt, auf Alkohol zu verzichten, unterstützt das Internetportal IRIS anonym unter beim Konsumstopp. Die mit Alkoholkonsum während der Schwangerschaft verbundenen Risiken können auch in den Vorsorgeuntersuchungen und der Schwangerschaftsbetreuung angesprochen werden. Dazu stellt die BZgA Fachkräften der Schwangerenvorsorge einen Leitfaden für die Beratung von Schwangeren zum Alkoholverzicht zur Verfügung.
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