Ärzte warnen vor Verfall von Coronaimpfstoff, Aufruf zum Impfen

Hamburg/Weimar – In den Praxen niedergelassener Ärzte droht laut der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH), Coronaimpfstoff zu verfallen. „Wir fordern die Politik nachdrücklich auf, hier schnell eine Möglichkeit der Rückgabe zu schaffen“, sagte Hamburgs KV-Chef Walter Plassmann heute. Andernfalls könne es sogar soweit kommen, dass Praxen abgelaufenen Impfstoff entsorgen müssten.
Betroffen sei fast nur der Wirkstoff von Astrazeneca. „Die häufig geänderten Empfehlungen für diesen Wirkstoff haben das Vertrauen der Bevölkerung massiv beschädigt. Zudem stehen jetzt ausreichend andere Wirkstoffe zur Verfügung“, sagte Plassmann.
Die in den Praxen lagernden Bestände laufen nach Plassmanns Angaben in der Regel Ende Juli ab. An die Apotheken dürften die Ärzte die Impfstoffe aber nicht zurückgeben. Deshalb sei es dringend erforderlich, dass die Politik eine Möglichkeit schaffe, den Impfstoff anderweitig zu verwenden.
In Thüringen haben zahlreiche ärztliche Verbände die Bevölkerung unterdessen aufgerufen, sich impfen zu lassen. „Mittlerweile sind wir in der komfortablen Lage, weder über zu wenig Impfstoff noch über zu wenig Impftermine zu verfügen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten“, appellierte die Präsidentin der Landesärztekammer, Ellen Lundershausen, an die Thüringer Bevölkerung.
Dies gelte insbesondere für Erwachsene: „Tragen Sie dazu bei, für unsere Kinder und Jugendlichen wieder mehr Normalität zu ermöglichen. Gerade sie waren solidarisch und haben verzichtet – beispielsweise Freunde zu treffen oder auch auf Schulabschlussfeiern, die letztlich nicht wiederholbar und einmalig im Leben sind. Jetzt ist es an uns Erwachsenen, solidarisch zu sein und uns impfen zu lassen. Nur so können wir im Herbst Normalität in Kindergärten und Schulen erzielen“, sagte die Kammerpräsidentin.
„Jede einzelne menschliche Tragödie aus der ersten Jahreshälfte mahnt uns, beim absehbaren Wiederanstieg der Inzidenzen im nächsten Herbst besser gewappnet zu sein“, heißt es in dem Appell, den knapp 30 ärztliche Verbände aus Thüringen mittragen. „Wo Impfstoffe und Impftermine verfügbar sind, ist längeres Abwarten fahrlässig. Eine Impfung dient nicht nur dem Schutz der eigenen Gesundheit. Für uns alle gemeinsam ist sie das effektivste Mittel, um die Pandemie zu überwinden“, so der Appell.
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