Ärzteschaft

Ärzte wollen besser über Antibiotika informieren

  • Donnerstag, 18. Januar 2018
/emiliau, stock.adobe.com
/emiliau, stock.adobe.com

Nürnberg – Im Kampf gegen multiresistente Erreger wollen 14 Arztnetze in Bayern und Nordrhein-Westfalen ihre Patienten besser über den sinnvollen Einsatz von Antibiotika aufklären. Ziel des Projektes „ARena“ (Antibiotika-Resistenzentwicklung nachhaltig abwenden) ist es, den Einsatz von Antibiotika auf das sinnvolle Maß zu beschränken und ein Bewusstsein bei Patienten, in Praxisteams und in der Öffentlichkeit für die zunehmenden Probleme durch Antibiotikaresistenzen zu schaffen.

Im Rahmen des Projektes werden zu vorab festgelegten Diagnosen von häufigen Infektionen der Atem- und der Harnwege, bei denen oft kein Antibiotikum notwendig ist, die Information der Patienten intensiviert und Öffentlichkeitskampagnen durch­geführt. Dies soll verdeutlichen, dass eine nicht verordnete Antibiotikagabe keine schlechtere, sondern gegebenenfalls die richtige Behandlung ist.

Schulungen für Ärzte und MFA

Dazu erhalten Ärzte und das nichtärztliche Praxispersonal ein spezielles Informations- und Kommunikationstraining. Derzeit liegen von 304 Ärzten und von 86 Medizinischen Fachangestellten (MFA) Teilnahmeerklärungen aus 193 Praxen vor. Von diesen haben bisher 233 Ärzte und 76 MFA die Onlineschulung zur Kommunikation durchlaufen. Zusätzlich finden in regelmäßigen Abständen datengestützte Qualitäts­zirkel der beteiligten Ärzteschaft, der medizinischen Fachangestellten sowie sektoren­übergreifend auch in einer Zusammenarbeit mit anderen Leistungserbringern statt. Ausgewählte Praxen erhalten zudem eine Softwareunterstützung zur Antibiotika­therapie.

„Antibiotika gehören zu den wichtigsten Errungenschaften der Medizin, jedoch verlieren sie zunehmend ihre Wirkung“, sagte Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des aQua-lnstituts für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheits­wesen, der das Projekt koordiniert. Er erwarte, dass die Ergebnisse einen starken Impuls für einen vernünftigeren Umgang mit Antibiotika setzen und sich die Patientenversorgung langfristig spürbar verbessere.

„Antibiotika gehören zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln im ambulan­ten Bereich“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Agentur deutscher Arztnetze, Veit Wambach. Doch sie seien wirkungslos, wenn eine Erkrankung durch Viren ausgelöst werde, wie beispielsweise bei einer Erkältung. Und auch nicht jede bakterielle Infektion müsse sofort mit Antibiotika behandelt werden, sagte Wambach.

Das Projekt solle den Menschen klarmachen, dass ein nicht verschriebenes Antibio­tikum keine schlechtere, sondern vielleicht sogar die richtige Behandlung ist. Denn oft reiche es bei Infekten, wenn sich der Patient einfach schone und viel trinke. „Dieses Wissen wollen wir den Menschen im Rahmen des Projektes näherbringen“, sagte Wambach.

Durch den unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika können sich multiresistente Keime bilden, gegen die kaum noch ein Medikament wirkt. Bis zu 6.000 Menschen sterben nach vorsichtigen Schätzungen jedes Jahr in Deutschland an Infektionen durch multi­resistente Bakterien. Das Projekt wird mit Mitteln in Höhe von 5,1 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) finanziert. Es läuft bis Ende 2019.

dpa/may

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung