Ärzteschaft

Ärztegenossenschaft sieht Versorgung auf Helgoland gefährdet

  • Freitag, 21. April 2023
/picture alliance, Jonas Walzberg
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Berlin – Die hausärztliche Versorgung auf Helgoland ist gefährdet. Der Grund: Seit mehreren Jahren können be­nötigte Vollzeitstellen auf der Insel nicht besetzt werden. Das teilte die Ärzte­genossenschaft Nord kürzlich mit.

„Es springen immer wieder Vertretungsärzte ein“, erklärte die Geschäftsführerin des Gesundheitszentrums Helgo­land, Imke Kaartz, dem Deutschen Ärzteblatt. Um die Versorgung sicherzustellen, müssten im allgemeinmedizini­schen Gesundheitszentrum mindestens zwei Hausärzte in Vollzeit arbeiten.

Im Jahr 2020 gründete die Gemeinde Helgoland gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) das Gesundheitszentrum Helgoland. Die neue Einrichtung sollte eine langfristige ambu­lante Ver­sorgung sicherstellen. Seit Eröffnung leitet Mária Chudá die Praxis – sie ist die einzige Vollzeitbeschäf­tigte. Eine weitere Ärztin arbeitet in Teilzeit und pendelt zwischen Berlin und der Insel.

Am Gesundheitszentrum Helgoland können Ärztinnen und Ärzte angestellt werden, es ist eine kommunale Ein­richtung. Bereits mit Gründung der Praxis begab sich Kaartz auf die Suche nach Hausärzten, die sich auf Helgo­land anstellen lassen wollten. Sie betonte, Interessierte hätten auch „die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten“. Immer wieder schrieb sie, auch im Austausch mit der KVSH, auf verschiedenen Fachportalen Stellen aus – bisher ohne durchschlagenden Erfolg.

Kaartz sieht einen Hauptgrund für den Mangel an Interessenten im bürokratischen Aufwand, den Ärzte leisten müssten. Auch würden ambulante Leistungen im Vergleich zum Krankenhaus zum Teil schlechter vergütet. Sie bezeichnete es als ein politisches Versagen, dass Gemeinden gezwungen seien mit Steuergeldern die Gesund­heits­versorgung zu finanzieren. Bisher gebe es vom Gesetzgeber keine Lösung.

Eine weitere Option sei die Unterstützung durch neue Gesundheitsberufe wie Physician Assistants. Im Sommer dieses Jahres soll der erste Jahrgang in Schleswig-Holstein fertig ausgebildet sein. Unter ärztlicher Aufsicht können Physician Assistants bestimmte Gesundheitsleistungen erbringen.

Die KVSH und die Ärztekammer Schleswig-Holstein unterstützten solche Pilotprojekte generell, es gebe aber viele rechtliche Vorgaben, sagte Kaartz. Eine solche medizinische Arbeitsteilung in der Praxis funktioniere auch nur mit einem Basisteam an Ärzten.

„Der Hausarzt vor Ort bleibt eine Notwendigkeit“, sagte Kaartz. Finde sie in naher Zukunft keine Nachfolge für ein eigentlich bereits pensioniertes Ärzte-Ehepaar, müssten Vertretungsärzte die fehlende Vollzeitstelle weiter ausgleichen, was aber keine dauerhafte Lösung sein könne.

Das Ärzte-Ehepaar arbeitet daher weiterhin regelmäßig in der allgemeinmedizinischen Praxis, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Klaus und Marieta Wogawa praktizieren seit dessen Eröffnung im Gesundheitszentrum als Hausärzte. Es sei schwierig geworden, Mediziner für eine Niederlassung zu gewinnen, so Klaus Wogawa. „Man kriegt heute nur noch Ärzte, wenn sie angestellt arbeiten können“, sagte er.

Der Versorgungsengpass auf Helgoland bezieht sich vor allem auf den allgemeinmedizinischen Bereich. Die fach­ärztliche Versorgung deckt die Paracelsus-Nordseeklinik Helgoland ab. Diese verfügt über die Fachrichtungen Au­genheilkunde, Chirurgie, Dermatologie, Gynäkologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kinderheilkunde, Neurologie und Orthopädie.

„Einmal im Monat für wenige Tage bieten hier Ärztinnen und Ärzte Sprechstunden an“, sagte Kaartz.

Das Gesundheitszentrum Helgoland wurde im Jahr 2020 als dritte kommunale hausärztliche Eigeneinrichtung Deutschlands gegründet. Derzeit arbeiten dort vier Ärzte und drei Praxisangestellte.

dpa/kat

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