Ärztekammer weist Vorwürfe über zu hohe Privatrechnungen zurück

Berlin – Die Bundesärztekammer hat den Vorwurf privater Krankenversicherer zurückgewiesen, Ärzte und Kliniken würden sich gezielt mit überhöhten Rechnungen bei ihnen schadlos halten. „Kollektivvorwürfe“ seien nicht angebracht, sagte der Vizepräsident der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery dem „Tagesspiegel“ vom Montag.
Zuvorderst seien die gestiegenen Leistungsausgaben die „natürliche Antwort auf die von der Regierung geförderte Zwei-Klassen-Medizin“. Tatsache sei, dass den Ärzten erbrachte Leistungen für Privatpatienten voll und ohne Zeitverzug erstattet würden – "ganz anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung". Montgomery schloss aber nicht aus, dass bei Privatpatienten das ein oder andere Mal auch zu viel getan werde.
Mediziner würden bei Privatrechnungen bis an die Grenzen des Möglichen gehen, bestätigte der Ärztevizepräsident. Der 2,3- und 3,5-fache Grundpreis sei quasi zum Regelsatz geworden. Dies hänge aber mit einer völlig veralteten privatärztlichen Gebührenordnung zusammen, in der viele moderne Behandlungsmethoden nicht abgebildet seien. Da es sich um eine Rechtsverordnung des Bundes handle, stehe die Gesundheitsministerin „hier in der Verantwortung“.
Die privaten Krankenversicherungen hatten einen zunehmenden Abrechnungsbetrug beklagt. Wie der "Der Spiegel“ berichtet, stoßen die Versicherer in bis zu jeder zehnten Rechnung auf unplausible Positionen. Zudem verzeichneten sie einen medizinisch nicht nachvollziehbaren Anstieg von angeblich erschwerten Behandlungen, für die von den Ärzten ein Honorarzuschlag verlangt werden kann.
Ein weiterer Trick sei die Ausgründung von Pseudo-Privatkliniken an normalen Plankrankenhäusern. Laut Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) entsteht allein hierdurch ein jährlicher Schaden von 100 Millionen Euro.
Auch der FDP-Gesundheitsexperte Daniel Bahr beklagte „Auswüchse“ bei der Behandlung von Privatpatienten. Während gesetzlich Versicherte die Folgen von Rationierung und Budgetierung erlebten, würden privat Versicherte oft überversorgt. © ddp/aerzteblatt.de
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