Ärztemangel: Initiativen in Hessen und Mecklenburg-Vorpommern
Rostock/Frankfurt – 190 Hausärzte fehlen in Mecklenburg-Vorpommern. Das sagte Dieter Kreye vom Landesverband des Hausärzteverbandes am vergangenen Samstag auf einem Hausärztetag in Rostock. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) kündigte an, die Ausbildung und Niederlassung von Hausärzten stärker zu unterstützen. Landesweit behandeln im Nordosten etwa 1.100 Hausärzte die gesetzlich krankenversicherten Patienten. Jeder fünfte Hausarzt ist älter als 60 Jahre und geht in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Jährlich schließen im Durchschnitt 16 Praxen. Besonders kritisch sei die hausärztliche Versorgung bereits in den Regionen Woldegk, Schwaan und Crivitz, sagte Kreye.
„Wir müssen für die Allgemeinmedizin mehr Ärzte gewinnen“, betonte Ministerpräsident Sellering. Wichtig seien gute Arbeits- und Lebensbedingungen für Landärzte, sagte der Regierungschef. „Wir brauchen ein attraktives Berufsbild, das auch Familie zulässt. Dafür müssen wir kluge Modelle wie den Betrieb von Gesundheitshäusern finden“, so Sellering. Zudem müsste Hausärzten die Eröffnung von Zweitpraxen erleichtert werden. Allerdings denke die Landesregierung auch darüber nach, wie Patienten besser zu möglicherweise weit entfernten Praxen befördert werden könnten.
Sellering kündigte außerdem an, die Lehrstühle für Allgemeinmedizin an den Universitäten Rostock und Greifswald für die Aus- und Weiterbildung von Ärzten zu stärken.
Aktion Landpartie in Hessen gestartet
Eine entsprechende Initiative gegen den Ärztemangel – diesmal in Hessen – haben die Frankfurter Goethe-Universität und der Landkreis Fulda gestartet. „Landpartie“ nennt sich ein zweiwöchiges Praktikumsprogramm, bei dem Universität und Landkreis Studierenden die Vorzüge des Landarztlebens vermitteln wollen.
Die Tätigkeit als Landarzt stehe nicht allzu hoch im Kurs bei jungen Ärzten, weiß der Bereichsleiter Lehre am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität, Hans-Michael Schäfer. Das Praktikum habe daher das Ziel, einer drohenden medizinischen Versorgungslücke auf dem Land vorzubeugen. Fast 45 Prozent der hessischen Hausärzte sind laut einer aktuellen Studie der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen zwischen 50 und 59 Jahre alt, mehr als 20 Prozent über 60. Vakante Stellen gibt es der KV zufolge jetzt schon: 75 Hausärzte suchten momentan einen Nachfolger, acht Praxen hätten in diesem Jahr schließen müssen.
Bei Hausärzten komme es auf ein breites Wissen an, betont Schäfer. Hausärzte seien Gesundheitslotsen. Sie müssten Krankheiten erkennen, Patienten an die richtigen Fachkollegen überweisen und Behandlungen später fortsetzen.
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