Ärzteschaft

Ärztemangel trotz steigender Arztzahlen – kein Paradoxon

  • Mittwoch, 22. April 2009
ddp
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Berlin – Die Rahmenbedingungen ärztlicher Berufsausübung müssen nach Ansicht der Bundesärztekammer endlich wieder attraktiver gestaltet werden. Denn momentan sind freie Arztsitze und unbesetzte Stellen in den Krankenhäusern ebenso Realität wie steigende Arztzahlen.

„Das ist kein Widerspruch, sondern eine natürliche Folge gesellschaftlicher Veränderungen und einer unzureichenden politischen Antwort darauf“, betonte Frank Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer, bei der Vorstellung der Ärztestatistik 2008. Politiker und Krankenklassen sollten nicht gebetsmühlenartig alle Defizite als „reine Verteilungsprobleme“ der Ärzteschaft kleinreden, sondern ihrer politischen Verantwortung gerecht werden.

Konkret fordert die Ärzteschaft mehr Stellen in den Krankenhäusern sowie eine bessere Bezahlung, ein Abbau von Überstunden, Angebote für Kinderbetreuung, eine bessere Anerkennung und Vergütung der Arbeit der niedergelassenen Ärzte und eine Würdigung der Leistung der Selbstverwaltung.

Die gesetzlichen Krankenkassen wiesen die Forderung nach mehr Geld umgehend zurück. "Wir haben die historisch höchste Honorarsteigerung für die niedergelassenen Ärzte und gleichzeitig eine ebenso historische Rezession", erklärte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz, in Berlin. Die Forderungen der Bundesärztekammer nach mehr Geld seien "absurd". Es gebe in Deutschland insgesamt nicht zu wenige Ärzte, sondern sie seien teilweise schlecht verteilt. Es sei Aufgabe der Institutionen der Ärzteschaft, die flächendeckende Versorgung der Patienten sicherzustellen.

Die Zahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte stieg 2008 um 1,5 Prozent auf etwa 320 000. Dabei zeichnen sich folgende Trends ab: Nach wie vor ist die Abwanderung ins Ausland sehr hoch; gleichzeitig jedoch auch die Zuwanderung ausländischer Ärzte nach Deutschland. Ein weiterer Trend ist die Feminisierung des Arztberufs: Mittlerweile stellen die Frauen einen Anteil von 58 Prozent bei den Erstmeldungen bei den Landesärztekammern. Unter den insgesamt berufstätigen Ärztinnen und Ärzten waren 2008 41,5 Frauen.

Als Ursachen für den vermeintlichen Widerspruch zwischen den steigenden Arztzahlen und dem Ärztemangel nannte der Leiter der gemeinsamen Statistikabteilung von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung, Thomas Kopetsch, den medizinischen Fortschritt, der zu neuen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten führt und den demografischen Wandel.

Weitere Faktoren sind die zunehmende Feminisierung der ärztlichen Profession, die zwischen 2000 und 2007 bei Anstieg der Arztzahlen um 6,9 Prozent zu 1,6 Prozent weniger Arbeitsangebot führte, sowie der allgemeine Trend zur Arbeitszeitverkürzung.

ER

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