Ärzteorganisationen warnen vor zunehmender Mangelernährung bei Kindern

Genf/Berlin/Köln – Anlässlich des Welternährungstages am kommenden Sonntag hat Ärzte ohne Grenzen seine Forderung nach geeigneten Nahrungsmittelhilfen für mangelernährte Kinder bekräftigt.
In einem offenen Brief forderte die Hilfsorganisation die Bundes- und US-Regierung sowie die Regierungen der Europäischen Union auf, sicherzustellen, dass in ihren Programmen nicht weiterhin ungeeignete Nahrung an Kleinkinder verteilt wird.
125.000 Menschen aus 180 Ländern unterstützten mit ihrer Unterschrift eine entsprechende Petition der Hilfsorganisation. „Es ist inzwischen unbestreitbar bewiesen, dass adäquate Nahrung das Leben kleiner Kinder rettet. Dennoch hat die Nahrungsmittelhilfe diesen revolutionären wissenschaftlichen Fortschritt nur unzureichend umgesetzt“, kritisierte Unni Karunakara, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen. Er forderte die sogenannten Geberländer auf, zeitnah entsprechende bindende Standards und Richtlinien zu entwickeln. „Ein weiteres Abwarten ist nicht mehr zu entschuldigen", unterstrich Karunakara.
Weltweit sind schätzungsweise 195 Millionen Kinder von Mangelernährung betroffen, die vermeidbar und behandelbar ist. Dennoch ist sie für ein Drittel der jährlich 8,8 Millionen Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich. Besonders gefährdet sind Kinder unter zwei Jahren, bei denen der Mangel an adäquater, energiereicher Nahrung zu bleibenden Schäden führt. Ärzte ohne Grenzen behandelte im Jahr 2010 mehr als 300.000 mangelernährte Patienten.
Doch nicht nur in Entwicklungsländern, auch in Deutschland leiden viele Kinder und Jugendliche unter Mangelernährung und ihren Folgen. „Über zwei Millionen Kinder in Deutschland leben in Armut“, betonte Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Viele von ihnen würden fehl- oder mangelernährt.
Vor diesem Hintergrund forderte der BVKJ eine unentgeltlich und gesundheitsorientierte Verköstigung in Kindertagesstätten und Schulen. „Gesundes vollwertiges Essen darf kein Luxus sein“, nahm der Verbandspräsident die Politik in die Pflicht. Das Land könne es sich nicht leisten, dass Kinder mangel- und fehlernährt werden. „Denn daraus entwickeln sich chronische Krankheiten wie Übergewicht und Stoffwechselstörungen, deren spätere teure Folgen die Allgemeinheit belasten“, warte Hartmann.
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