Lesefrüchtchen

Ärztliche Versorgung: Liebe Grüße aus der DDR

  • Mittwoch, 15. Juli 2009

In ihrem Interview mit Welt online (am 12. Juli) wartete Ulla Schmidt mit zwei Vorschlägen auf, wie die sich abzeichnende Mangelversorgung auf dem Lande strukturell zu beheben sei: Stipendien für Medizinstudenten, die sich verpflichten, nach dem Examen in Mangelgebieten zu praktizieren sowie zentrale Versorgungszentren, die in abgelegenen Dörfern Filialen einrichten. Schmidt stieß auf viel Interesse.

Vor allem die ostdeutschen Bundesländer brüten längst an Plänen, die den Schmidt-Ideen entsprechen. Stipendien planen alle; der Witz dabei soll sein, dass die Stipendiaten bereits während des Studiums mit Ärzten vom Lande zusammen gebracht werden, um praxisnah Einblick ins (reizvolle) Landarztleben zu bekommen. Zudem arbeiten die Universitäten Dresden und Leipzig an einem Projekt, bei dem angehende Mediziner auf die Tätigkeit als Landarzt vorbereiten werden sollen.

Oder nehmen wir Sachsen-Anhalt und sein Modellvorhaben "Transage" (= Transformation von Versorgung für eine alternde Gesellschaft). Beteiligt sind KV, AOK und die beiden Landesuniversitäten Magdeburg und Halle-Wittenberg. In den Regionen Stendal und Wittenberg werden modellhaft "vernetzte Versorgungszentren" entstehen, die Filialpraxen auf dem Land einrichten. 

Die Zentren können MVZ sein (an die Ulla Schmidt zu denken scheint) oder Kooperationen von Haus- und Facharztpraxen. Deren Filialen werden von Ärzten verschiedener Fachgebiete wechselweise besucht. Wo kein Arzt ist, dort soll ein "Mopra" (mobiler Praxisassistent) nach dem Notwendigsten sehen. In Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg heißt der/die "Schwester AGnES" (Arzt entlastende, Gemeindenahe, E-Health-gestützte, Systemische Intervention).

Auffallend an den unkonventionellen Modellen aus Ostdeutschland ist die Verwandtschaft mit früheren, bei der Wiedervereinigung vorschnell platt gemachten Strukturen: Versorgungszentren/Polikliniken, Schwester Agnes/Mopra/Gemeindeschwester (von denen es vor der Wende über 5.000 gab), Stipendien kombiniert mit Landpraktika. Die DDR lässt grüßen.

jachertz

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