Expertenrat beklagt Fehlen von koordinierter Gesundheitskommunikation

Berlin – Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung fordert Verbesserungen in der Risiko- und Gesundheitskommunikation in Deutschland. „Um das Individuum und die Gesellschaft in ihrer Selbstwirksamkeit und risikokompetentem Verhalten zu unterstützen, ist eine reaktionsschnelle, evidenzbasierte, zielgruppen- und nutzerspezifische Risiko- und Gesundheitskommunikation unabdingbar“, teilte das Gremium gestern in seiner fünften Stellungnahme mit.
Die Gesundheitskommunikation müsse wissenschaftliche Evidenz einfach erklären, in Handlungsempfehlungen übersetzen sowie zur ersten Wahl für hilfreiche und verlässliche Informationen werden. „Auch wenn aktuell Behörden und Ministerien Teile davon realisieren, gibt es in Deutschland keine Institution, die eine nach den unten aufgeführten Prinzipien koordinierte Risiko- und Gesundheitskommunikation umsetzt“, so heißt es in der Stellungnahme
Aus Sicht des Rates sind für eine „fachlich fundierte und evidenzbasierte Gesundheitskommunikation“ vier eng ineinander greifende Bausteine notwendig. Diese umfassen die Zusammenführung und Erzeugung des besten verfügbaren Wissens sowie die Übersetzung relevanter Daten in zielgruppenspezifische und verständliche Informationsformate.
Dazu heißt es in der Stellungnahme unter anderem: „Ziele sollen Aufklärung und nicht Werbung oder Persuasion („Überreden“) sein.“ Nötig sei zudem eine Kommunikation über die verschiedenen Kanäle einer modernen Informationsgesellschaft sowie eine Überprüfung der erzielten Effekte und falls notwendig die Anpassung der Strategie.
Der Stellungnahme zufolge empfiehlt der Expertenrat „die Verbesserung der aktuellen Kommunikation und Informationsangebote nach den oben beschriebenen Prinzipien“. Er schlägt zudem vor, die Infrastruktur für Risiko- und Gesundheitskommunikation schnell auszubauen. „Dafür sollten die bestehenden Kompetenzen gebündelt und fehlende ergänzt werden. Diese multidisziplinär ausgerichtete Infrastruktur sollte fachlich unabhängig sein“.
Bei der öffentlichen Kommunikation müsse auf unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen, kulturelle, sprachliche sowie altersabhängige Unterschiede geachtet werden, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Die Planung der Kommunikation müsse auch das Verhalten der Menschen berücksichtigen, schreiben die Experten. Dabei solle es etwa um die Frage gegen, wer Impfungen aus welchen Gründen ablehnt und wer womit erreicht werde. Dabei sollten auch Multiplikatoren wie Ärzte, Sozialarbeiter, Lehrer oder Pflegekräfte einbezogen werden.
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