Ärzte sollten stärkere Rolle bei Gesundheitskommunikation einnehmen

Berlin – Ärzte sollten eine stärkere Schlüsselposition bei der Gesundheitskommunikation übernehmen. Das betonte Cornelia Betsch, Psychologin und Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt, gestern bei einer Onlineveranstaltung der Barmer.
Insgesamt habe die Wissenschaft durch die Coronaviruspandemie an Vertrauen gewonnen. Am meisten Vertrauen der Gesellschaft genieße aber die Gruppe der Ärztinnen und Ärzte, so Betsch. Dies habe sich auch über die Zeit kaum verändert.
Deshalb wären die Mediziner Betsch zufolge gut geeignet, um auch bei anderen Themen, beispielsweise bei den Bereichen Klima und Gesundheit, Patienten entsprechend zu informieren und aufzuklären. Weitere Themen, für die die Ärzte in dieser Hinsicht infrage kämen, seien Ernährung, Bewegung oder auch saubere Luft.
Insbesondere in ländlichen Regionen dringen oft nicht mehr entsprechende Informationen durch, wie etwa mit Hitzerisiken für ältere Personen oder auch Menschen mit kleinen Kindern umgegangen werden sollte. „Da muss man sich fragen, wie solche Informationen die Leute überhaupt erreichen“, so Betsch, die Teil des Coronaexpertenrats der Bundesregierung war, der vor wenigen Tagen die Arbeit eingestellt hat.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) werde dieses Jahr einen Sachstandsbericht zum Thema Klima und Gesundheit in zwei Teilen veröffentlichen, kündigte Betsch an. Diese Verschränkungen müssten auch für den ärztlichen Bereich aufbereitet werden. „Man kann aber nicht von jeder Ärztin und jedem Arzt erwarten, dass sie sich Informationen zusammensuchen“, räumte Betsch ein.
Vielmehr sollte es mehr Aufbereitungen geben, ähnlich der Informationszusammenstellung zum Thema Impfen für die Fachöffentlichkeit durch das RKI oder über die STIKO-App. „Darum sollte sich jemand kümmern, um das überhaupt handhabbar zu machen“, sagte Betsch. Wer genau diese Informationen für die Ärzte aufbereiten könnte, ließ sie hingegen offen.
Gesundheitliche Aufklärung unabhängig von Politik
Zudem sollte Gesundheitskommunikation von politischer Kommunikation getrennt und unabhängig sein, sagte Betsch. Unabhängige und gute Gesundheitskommunikation beschränke sich auf diese und kommuniziere etwa über das Impfen oder gesundheitliche Risiken beim Klimawandel.
Während der Coronaviruspandemie kam die Gesundheitskommunikation zum Thema Impfen und Coronavirus auch oft aus der Politik. Dies war teilweise nicht hilfreich, so Betsch. Wenn aber die Gesundheitskommunikation unabhängig von politischen Entscheidungsträgern erfolge, verständlich aufbereitet sei und die Menschen erreiche, dann könnte die Bevölkerung sinnvolle Entscheidungen auf einer guten Basis treffen und fühle sich nicht beeinflusst, so Betsch.
Sie setzt damit große Hoffnungen auf das neu geplante Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit. Konkret soll die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) künftig in einem solchen Institut aufgehen. An diesem Institut soll die Gesundheitskommunikation des Bundes angesiedelt werden, heißt es im Koalitionsvertrag der Ampelregierung.
Ziel sei vor allem, dass nicht alle Bundesländer selbst eigene Gesundheitsinformationen von Grund auf erstellen, sondern dass das Bundesinstitut diese Informationen und Materialien liefert, die wiederum von den Bundesländern hinsichtlich einzelner Aspekte ergänzt und auch gelayoutet werden könnten, ist Betsch überzeugt. Damit könne Geld und Ressourcen gespart werden.
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