Affenpocken: Länder erhalten diese Woche weitere Impfdosen

Berlin – Im Kampf gegen die Affenpocken sollen in dieser Woche weitere Dosen des Impfstoffs Imvanex an die Bundesländer verteilt werden. Das teilte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) am vergangenen Wochenende mit. Demnach sollen in den kommenden Tagen 19.500 Impfstoffdosen an die Länder ausgeliefert werden.
Diese Impfdosen wurden im Rahmen eines mit der Europäischen Kommission vereinbarten Vertrags in der vergangenen Woche an den Bund geliefert, erklärte das BMG auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes (DÄ). Dabei handelt es sich um die zweite Tranche aus dem EU-Vertrag. In einer ersten Lieferung hatte Deutschland Anfang Juli 5.300 Impfdosen erhalten.
Neben dem europäischen Beschaffungsprozess hat die Bundesregierung bilateral weitere 240.000 Affenpockenimpfdosen bei dem pharmazeutischen Unternehmen Bavarian Nordic A/S bestellt. Davon waren Mitte Juni zunächst 40.000 Dosen angekommen. Die restlichen 200.000 Dosen werden für die zweite Septemberhälfte 2022 erwartet. „Produktionsprozesse laufen derzeit“, sagte ein BMG-Sprecher dem DÄ.
Die Verteilung der Länderkontingente erfolge auf der Grundlage der im Gesundheitsministerkonferenz-Beschlussentwurf vom 24. Juni 2022 aufgeführten Kriterien unter Berücksichtigung der aktuellen Inzidenzen und der durch die Länder zurückgemeldeten Aufnahmekapazitäten, heißt es vom BMG weiter.
„Einbezogen werden auch bereits erfolgte Lieferungen. Die Reihenfolge der Belieferung erfolgt unter Berücksichtigung der jeweiligen Fallzahlen in den Ländern. Besonders betroffene Länder werden prioritär beliefert.“ Damit ließ das BMG die Frage offen, welche Länder eine weitere Lieferung konkret erhalten werden.
Berlin erhält 5.380 und NRW 3.520 Impfdosen
Das nach wie vor stark betroffene Bundesland Berlin soll voraussichtlich am morgigen Dienstag 5.380 Impfdosen erhalten, erklärte ein Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit auf Nachfrage des DÄ.
Die Impfdosen sollen zu gleichen Teilen an die 32 Berliner Impfstellen verteilt werden, so der Sprecher weiter. Der Bezirk Mitte erhalte die übrigbleibende Restmenge von 260 Impfdosen. Damit bekommt jede Impfstelle weitere 160 Impfdosen.
Insgesamt hätte Berlin damit 16.840 Impfdosen seit Mitte Juli erhalten, betonte der Sprecher der Senatsverwaltung. Bis zum 22. August wurden in der Hauptstadt 7.605 Affenpockenimpfungen verabreicht. Aktuell sind in Berlin 1.601 Affenpockenfälle verzeichnet (Stand 26. August).
Auch Nordrhein-Westfalen erhält weitere Impfdosen. "Nach derzeitigem Kenntnisstand wird Nordrhein-Westfalen voraussichtlich in der laufenden Woche zusätzlich zu den zuvor gelieferten 8.640 Dosen eine weitere Lieferung von 3.520 Dosen Pockenimpfstoff erhalten", sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Düsseldorf dem DÄ.
Von den bereits gelieferten 8.640 Impfdosen wurden mit Stand 26. August 7.640 an die impfenden Stellen in Nordrhein-Westfalen ausgeliefert. Bis Ende Juli wurden dort 1.798 Affenpocken-Impfungen verabreicht, also knapp 62 Prozent der bis Ende Juli gelieferten Dosen. Eine erneute Erhebung der verabreichten Impfungen soll Anfang September für den Monat August erfolgen, heißt es von der Ministeriumssprecherin weiter.
Nordrhein-Westfalen hat die zweithöchste Affenpocken-Fallzahl nach Berlin. Mit Stand 29. August haben sich dort 758 Menschen mit dem Virus infiziert.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will mit allen Mitteln eine Ausbreitung der Krankheit verhindern. Dazu gehören für ihn eine gute Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter, eine umfassende Aufklärung und auch die Impfung besonders gefährdeter Menschen.
„Uns ist es nicht nur gelungen, schnell und unbürokratisch Impfstoff zu beschaffen, sondern auch die besonders gefährdeten Gruppen gezielt zu informieren", sagte Lauterbach. Deutschland stehe dabei im europäischen Vergleich weit vorn.
Der Queerbeauftragte der Regierung, Sven Lehmann (Grüne), betonte, dass die Impfbereitschaft gerade bei Männern, die Sex mit Männern haben, hoch sei. Gerade viele Schwerpunktpraxen würden seit Wochen impfen und aufklären.
„Vor allem in den Hotspots ist die Nachfrage aber deutlich höher als das Angebot“, sagte Lehmann. In manchen Städten erhielten Impfwillige nur schwer oder keine Termine. Lehmann forderte die Bundesländer auf, die neu gelieferten Dosen schnell zu verteilen.
Nach dem internationalen Ausbruch der Affenpocken im Mai 2022 wurden zum heutigen Stand bislang 3.422 Infektionsfälle in Deutschland gemeldet. Ende Juni empfahl die Ständige Impfkommission (STIKO) den Pockenimpfstoff Imvanex unter anderem für Personen mit einem erhöhten Risiko.
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