Aggressiver Geflügelpesterreger H5N8 breitet sich aus
Stuttgart – Gefährliche Geflügelpesterreger breiten sich derzeit in Europa aus. Nach dem Fund hochpathogener Vogelgrippeviren des Typs H5N8 in Wasservögeln in Schleswig-Holstein bestätigten Laboruntersuchungen diese gestern nun auch in 37 verendeten Enten vom Bodensee.
Nach Angaben des für Tiergesundheit zuständigen Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) des Bundes wurden H5N8-Erreger aktuell bereits in Polen, Ungarn, der Schweiz und Österreich nachgewiesen. Auffällig häufig betroffen seien Reiherenten, es bestehe wohl ein Zusammenhang mit dem Vogelzug zu Winterbeginn, teilte das FLI mit. In einer Risikoeinschätzung empfahl das Institut strenge „Biosicherheitsmaßnahmen in allen Geflügelbetrieben“. Zudem regte es verstärkte Untersuchungen der Bestände an.
Vogelgrippe wird von verschiedenen Subtypen des Influenza-A-Virus ausgelöst, die sich hinsichtlich ihrer Aggressivität und Ansteckungsfähigkeit aber deutlich unterscheiden können. Experten sprechen nur bei den hochpathogenen Varianten von der Geflügelpest. Bestimmte Vogelgrippestämme können auch bei Menschen schwere Erkrankungen auslösen – vor allem der gefürchtete Subtyp H5N1, dem schon mehr als 400 Menschen erlagen, aber auch der Typ H7N9. H5N8 gehört nach dem bisherigen Kenntnisstand allerdings nicht dazu.
Das FLI wies in seiner Risikoeinschätzung jedoch darauf hin, dass es Anzeichen für Veränderungen des Virus gebe. So scheine dieser verglichen mit den bislang letzten H5N8-Ausbrüchen in Europa von 2014 bis 2015 dieses Mal verstärkt Wasservögel zu töten. Bisher seien zwar keine Fälle von H5N8-Infektionen bei Menschen bekannt, betonte das bundeseigene Institut. Wegen der möglichen Veränderung seien „verlässliche Aussagen zur Virulenz des Erregers für den Menschen“ derzeit aber „noch nicht möglich“. Es liefen genetische Untersuchungen und Tierexperimente, um diese Frage genauer zu klären.
Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) erklärte heute nach einem Krisentreffen in Konstanz am Bodensee, dass H5N8 für Menschen „nach aktuellem Kenntnisstand" nicht gefährlich sei. Experten rieten aber zu „einem Höchstmaß an Sorgfalt“ im Umgang mit toten Tiere. Bürger sollten diese nicht selbst berühren und sich stattdessen an die örtlich zuständigen Behörden wenden.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: