Studierender Blick

Akademische Freiheit ohne Zugang

  • Montag, 3. März 2014

Ein Vormittag in der Poliklinik, der Patient sitzt vor der Tür, und man hat eine Minute, um sich auf den Fall vorzubereiten. Wie macht man das als Student? Eben kurz das Smartphone zücken und alles über die bestimmte Krankheit herausfinden – natürlich. Eine schnelle Eingabe bei PubMed, den ersten Review Artikel anklicken und bei Kuriositäten gegebenenfalls noch nach Case Reports suchen. 

Das funktioniert nur so lange gut, bis die erste „pay wall“ erscheint – eine Meldung, die wiedergibt, dass der gesuchte wissenschaftliche Artikel nicht kostenfrei verfügbar ist und stattdessen gekauft werden muss.

Ich verstehe ja, dass Zeit gleich Geld ist – aber wieso ist Geld gleich Information geworden? Das widerspricht dem fundamentalen Gedanken des Internets, nämlich freier Verbreitung von Informa­tionen. Die Ergebnisse in diesen Artikeln sind Produkte von Hochschulen – manchmal auch von
genau jener, bei der man sich befindet, manchmal sogar auf dem selben Flur. Sie wurden erstellt um dem kollektiven Verständnis über die Natur und den Menschen beizutragen. Patienten sterben, weil der Zugang zu Informationen verwehrt wird. Wenn Sie mir nicht glauben, dann sollten Sie ganz einfach danach googlen.

Einige NGOs oder ähnlich wohltätige Vereine haben hier bereits wichtige Vorarbeit geleistet um auf das Problem aufmerksam zu machen. Die vielleicht cleverste und eindrucksvollste Art ist einem studen­tischen Projekt zu entnehmen (https://www.openaccessbutton.org), wo man mit Hilfe eines kurzen Klicks einen Protestruf absetzen kann.

Das Problem liegt letzten Endes an der ökonomischen Viabilität der Wissenschaftsverlage. Einige Journale wie z.B. PLOS One oder BioMed Central haben bereits vorgemacht, dass open access funktionieren und dabei dem Irrweg des Impact Factors folgen kann. Doch auch dort wird man bei Einreichung eines wissenschaftlichen Manuskripts dazu verpflichtet eine "publishing fee" zu zahlen.

Also ist Information doch gleich Geld – egal wie man es dreht.

Akademische Freiheit ohne Zugang

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