Aktuelle Zahlen zum Suchtmittelkonsum

Berlin – Suchterkrankungen sind weltweit ein elementarer Risikofaktor für Morbidität und Mortalität. In Industrienationen wird fast jede zweite Gewalttat unter Alkoholeinfluss verübt. Das Deutsche Ärzteblatt hat jetzt aktuelle Zahlen zum Suchtmittelkonsum und der Verbreitung des schädlichen Gebrauchs und der Abhängigkeit von legalen und illegalen Drogen veröffentlicht.
Mehr als 100.000 Todesfälle sind jährlich in Deutschland auf Folgen des Tabakkonsums zurückzuführen. Die Prävalenz für den Konsum traditioneller Tabakprodukte ist dessen ungeachtet weiterhin hoch.
Auf der Grundlage einer 2018 durchgeführten repräsentativen Befragung der deutschen Erwachsenenbevölkerung kann man davon ausgehen, dass hierzulande rund 2,8 Millionen Personen mehr als 20 Zigaretten täglich rauchen. Rund 23 Prozent der Befragten – hochgerechnet auf die deutsche Erwachsenenbevölkerung wären dies 12 Millionen Personen – gaben einen Konsum traditioneller Tabakprodukte in den vergangenen 30 Tagen an.
Zwei Studien des Münchner Instituts für Therapieforschung (IFO) in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes (Deutsch Arztebl Int 2019; 116: 577-91) zeigen, dass die gesundheitlichen Belastungen durch den Konsum legaler Substanzen weit höher einzuschätzen sind als die Belastungen durch den Gebrauch illegaler Substanzen.
So zählt Deutschland beim Alkohol mit einem jährlichen Pro-Kopf-Konsum von 10,7 Litern Reinalkohol zu den Hochkonsumländern. In der Befragung gaben 18,1 Prozent den Konsum riskanter Alkoholmengen an; als Schwellenwert gilt der tägliche Konsum von mehr als 12 g (Frauen) und 24 g (Männer) Reinalkohol.
Eine alkoholbedingte Abhängigkeitsstörung ließ sich für 3,1 Prozent der Befragten konstatieren, was deutschlandweit rund 1,6 Millionen Personen mit enorm erhöhtem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko entsprechen würde. Auch der Gebrauch von Analgetika und psychoaktiven Substanzen ist in der deutschen Allgemeinbevölkerung weit verbreitet.
Auf Basis der Befragung ist hochgerechnet von 1,6 Millionen Personen mit Analgetikaabhängigkeit auszugehen; der Großteil der Abhängigkeitserkrankungen ist auf nichtopioidhaltige Analgetika zurückzuführen, die entweder über Privatrezepte oder als apothekenpflichtige Medikamente erworben wurden.
Eine Auswertung epidemiologischer Suchtsurveys in Deutschland zwischen 1995 und 2018 zeigt einen deutlichen Rückgang der 30-Tages-Prävalenz des Tabakkonsums und des täglichen Rauchens.
Allerdings betonen die Autoren, dass dieser positive Trend weiter unterstützt werden müsse, da der größte Teil des Risikos für koronare Herzerkrankung und Schlaganfall auf den Konsum von wenigen Zigaretten pro Tag zurückzuführen sei. Auch beim Alkoholkonsum ist über den untersuchten Zeitraum hinweg ein leichter Rückgang zu verzeichnen.
Doch sind die aktuellen Prävalenzwerte alkoholbedingter Störungen nahezu unverändert. Alkoholscreenings und Kurzinterventionen durch niedergelassene Ärzte sind nach Ansicht der Autoren wichtige Bausteine bei der Prävention riskanter Alkoholtrinkmuster.
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