Alkohol in der Schwangerschaft, fatale Folgen

Berlin – Verzicht auf Alkohol während einer Schwangerschaft sollte nach Worten von Fachleuten selbstverständlich sein – ist es aber nicht in allen Fällen. Jedes Jahr werden bundesweit mehr als 10.000 Kinder mit Schädigungen geboren, die durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft bedingt seien. Das teilten die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, heute mit.
Viele Betroffene seien ihr Leben lang eingeschränkt, etwa aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten. Bei 3.000 Kindern jährlich liege eine schwere Form vor, die etwa mit Fehlbildungen von Skelett, Extremitäten oder Gesicht, mit Nierenschäden oder Herzfehlern einhergehe. Die Fachleute äußerten sich zum Tag des alkoholgeschädigten Kindes, der am kommenden Sonntag begangen wird.
Fetale Alkoholspektrumstörungen sind demnach die häufigsten angeborenen Erkrankungen hierzulande; Alkoholkonsum die häufigste Ursache für nicht genetisch bedingte Fehlbildungen. Blienert betonte, man müsse weiterhin darauf aufmerksam machen, wie gefährlich Alkohol für ungeborene Kinder sei. Schwangere müssten darum wissen, „damit alle Kinder die Chance auf einen guten Start im Leben haben“.
Die kommissarische Direktor der Bundeszentrale, Martin Dietrich, mahnte, dass auch geringe Mengen Alkohol in der Schwangerschaft ein hohes Risiko bergen. „Trinkt eine schwangere Frau Alkohol, gelangt das Zellgift über das Blut in den Kreislauf des ungeborenen Kindes und kann zu schweren Schäden, vor allem im Gehirn, führen.“ Diese Schädigungen seien vermeidbar.
Weitere Informationen zum Thema bieten Gynäkologen, Hebammen und Geburtshelferinnen, wie es hieß. Schwangere, denen der Verzicht schwerfalle, könnten sich zudem von einem Onlineprogramm der Bundeszentrale unterstützen lassen – kostenfrei und anonym.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) appellierte an Politik und Wirtschaft, sich für mehr Verhaltensprävention und Werbeeinschränkungen einzusetzen, um Kinder vor den Folgen alkoholbedingter Behinderungen zu schützen.
„Die Behinderungen, die ein Kind riskiert, wenn seine Mutter in der Schwangerschaft Alkohol konsumiert, sind komplett vermeidbar, und dafür sollten sich Politik, Spirituosenhersteller und Werbewirtschaft entschiedener als bisher einsetzen,“ sagte Till Reckert, BVKJ-Landespressesprecher Baden-Württemberg.
Darüber hinaus brauche es einen Ausbau der lokalen Suchtberatungsstellen, frühzeitige Aufklärung über die Gefahren des Alkoholkonsums und der Verzicht auf Werbung für Alkohol, insbesondere bei sportlichen Großereignissen und Festivals.
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