Ärzteschaft

Allgemeinmedizin: Acht Reformvorschläge für das Gesundheitswesen

  • Freitag, 9. Mai 2025
/natali_mis, stock.adobe.com
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Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) hat acht Vorschläge für eine bessere und effizientere medizinische Versorgung in Deutschland erarbeitet.

„Wir leisten uns eines der teuersten Systeme, trotzdem ist die Lebenserwartung in Deutschland im internationalen Vergleich niedrig“, sagte der Präsident der Fachgesellschaft, Martin Scherer.

Besorgniserregend sei etwa das starke soziale Gefälle, wenn es um das Risiko gehe, krank zu werden oder früher zu sterben. „Gleichzeitig steigen die Kosten, während die medizinische Versorgung immer stärker unter Druck gerät“, so Scherer.

Die DEGAM empfiehlt erstens, wissenschaftliche Evidenz stärker als bisher zur Richtschnur gesundheitspolitischer Entscheidungen zu machen. Außerdem fordert die Fachgesellschaft, Fehlanreize im System abzubauen.

„Es gibt Fehlanreize, die den Fokus auf lukrative Behandlungen lenken, aber oft wegführen von bedarfsgerechter Versorgung. Was wir stattdessen brauchen, ist mehr Steuerung, um Patientenbedarfe besser zu lenken, Ressourcen gezielter einzusetzen und Über- und Unterversorgung zu reduzieren“, schreibt die DEGAM.

Wichtig sei außerdem ein verpflichtendes Primärversorgungsmodell. „Seit Jahren liegen gute Belege dafür vor, dass eine hausärztliche Steuerung die Qualität verbessert und gleichzeitig Ressourcen spart. Hausärztliche Praxen müssen endlich zur zentralen Anlaufstelle im Gesundheitswesen werden“, heißt es in den Empfehlungen.

Die DEGAM fordert zudem einen Neustart für die Prävention. „Nachhaltig wirksame Prävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht darauf reduziert werden darf, Menschen gesundheitliche Ratschläge zu erteilen“, so die Fachgesellschaft. Stattdessen müsse die Verhältnisprävention in Deutschland gestärkt werden.

„Andere Länder zeigen schon seit Jahren, wie zum Beispiel Schutz vor Nikotin und Alkohol, gesunde Ernährung, mehr Bewegung, bessere Wohnbedingungen und faire Bildungschancen umgesetzt werden können“, heißt es in dem Papier. 

Die Fachgesellschaft warnt außerdem vor einer Medikalisierungsspirale. „Eine Pille für jedes Problem“, sei ein Irrweg. 

Die DEGAM empfiehlt zudem, die Gesundheitsforschung im ambulanten Sektor mit hausärztlichen Forschungspraxennetzen weiter auszubauen. Außerdem müsse der längst beschlossene Masterplan Medizinstudium 2020 mit der Reform der Approbationsordnung umgesetzt und die Finanzierungsprobleme mit den Ländern gelöst werden. 

„Der Druck im System ist inzwischen so hoch, dass allen klar ist, dass es so nicht weitergehen kann. Damit ergibt sich aber auch die Chance auf echte Veränderung. Dieses Momentum müssen wir nutzen“, sagte die DEGAM-Vizepräsidentin Eva Hummers.

hil

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