Medizin

Alopezie und Nagelveränderungen unter Voriconazol häufig

  • Freitag, 1. August 2014

Ann Arbor – Haarausfall und Nagelveränderungen treten unter der Behandlung mit dem Antimykotikum Voriconazol häufiger auf als bisher angenommen. Unter einer hochdosierten Therapie wurden sie in einer Kohorte in Clinical Infectious Diseases (2014; 59: e61-e65) bei fast allen Patienten beobachtet.

Voriconazol ist ein potentes Antimykotikum mit einem breiten Wirkungsspektrum. Es wurde deshalb im September 2012 von Infektiologen der Universität von Michigan in Ann Arbor ausgewählt, um Patienten zu behandeln, die nach epiduralen Injektionen von kontaminierten Steroidpräparaten an einer schweren Meningitis erkrankt waren, ausgelöst durch den Pilz Exserohilum rostratum.

Die Patienten waren damals über mehrere Wochen mit Voriconazol in der Dosis von 6 mg/kg alle 12 Stunden behandelt worden, die damit deutlich über der empfohlenen Erhaltungsdosis von 4 mg/kg alle 12 Stunden lag. Wie Anurag Malani vom Saint Joseph Mercy Hospital in Ann Arbor und Mitarbeiter berichten, kam es bei 82 Prozent der Patienten zum Haarausfall. Betroffen waren neben der Kopfhaut auch Arme und Beine. Bei jedem dritten Patienten waren zudem Augenbrauen und Wimpern betroffen.

Der Haarausfall war damit häufiger als in den Fachinformationen erwähnt. Die US-Labels bezeichnen ihn laut Malani als selten und bezweifeln die Kausalität. Angeblich soll es nur einen belegten Fall bei einem Kind gegeben haben. In der deutschen Fachinformation wird die Alopezie als „häufig“ eingestuft. Weder die deutsche noch die amerikanische Fachinformation erwähnen Nagelveränderungen. In der Kohorte der Meningitis-Patienten berichteten jedoch 70 Prozent der Patienten über Nagelveränderungen, bei jedem zehnten kam es sogar zum Ausfall einzelner Nägel.

Malani räumt ein, dass die hohe Dosierung für die hohe Inzidenz von Haarausfall und Nagelveränderungen mitverantwortlich sein könnte. Aufgrund des fast regelmäßigen Auftretens hat der Mediziner jedoch keinen Zweifel an der Kausalität. Für einen Zusammenhang spreche auch, dass sich die Patienten nach dem Ende der Behandlung wieder vom Haarausfall erholten.

rme

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