Altersbedingte Makuladegeneration: Lebensstil und Vitamin D beeinflussen genetisches Risiko

Madison/Buffalo – Ein ungesunder Lebensstil und ein Vitamin D-Mangel erhöhen das Risiko von Frauen, aufgrund einer genetischen Prädisposition an einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zu erkranken. Dies geht aus zwei Publikationen in Ophthalmology (2015; doi: 10.1016/j.ophtha.2015.07.029) und JAMA Ophthalmology (2015; doi: 10.1001/jamaophthalmol.2015.2715) hervor.
Die Ursache der AMD, der häufigsten Ursache für Sehstörungen und Erblindungen im Alter, ist nicht bekannt. Neuere Studienergebnisse weisen jedoch auf Störungen in den Entzündungsreaktionen hin, die teilweise genetisch bedingt sind. So wurden unter anderem in den Genen für die Complement-Faktoren H und I Risiko-Allele entdeckt, die wenigstens teilweise die familiäre Häufung der AMD erklären.
Die Träger der Risiko-Gene sind jedoch ihrem Schicksal nicht schutzlos ausgeliefert. Durch eine Änderung des Lebensstils können sie ihr Erkrankungsrisiko beeinflussen. Darauf deuten die Ergebnisse aus zwei Studien hin. Beide haben die Daten der „Carotenoids in Age-Related Eye Disease Study“ (CAREDS) ausgewertet. Sie begleitet eine Gruppe von Frauen, um den Ursachen für Augenerkrankungen im Alter nachzugehen.
Für die aktuelle Studie hat ein Team um Julie Mares von der University of Wisconsin in Madison die Daten von 1.663 Frauen ausgewertet, deren genetisches Risiko bekannt war. Die Forscher teilten die Frauen nach den Ergebnissen der Gentests in drei Gruppen mit einem niedrigen, mittleren oder hohen Erkrankungsrisiko ein. Danach untersuchten sie den Einfluss des Lebensstils in den drei Gruppen.
Dabei kam heraus, dass sich genetische Faktoren und ein ungesunder Lebensstil gegenseitig verstärken. Frauen mit einem hohen genetischen Erkrankungsrisiko und einem ungesunden Lebensstil erkrankten 4,6-fach häufiger an einer AMD als Frauen mit einem niedrigen genetischen Risiko und einem gesunden Lebensstil. Der ungesunde Lebensstil war gekennzeichnet durch einen Mangel an körperlicher Aktivität, Rauchen und eine unausgewogene Ernährung.
Neben dem Lebensstil beeinflusst auch der Vitamin D-Spiegel das Erkrankungsrisiko auf eine AMD. Auch hier gibt es eine Synergie mit dem genetischen Risiko, wie eine weitere Analyse der CAREDS-Daten zeigt, die Amy Millen von der Universität in Buffalo im Bundesstaat New York und Mitarbeiter vorgenommen haben. Frauen ohne genetische Risiko-Marker hatten ein um den Faktor 1,8 erhöhtes Risiko, an einer AMD zu erkranken, wenn ihr Vitamin D-Spiegel niedrig war (weniger als 12 ng/ml 25-Hydroxyvitamin D). Frauen mit hohem genetischen Risiko und dem gleichen Vitamin D-Mangel hatten jedoch ein 6,7-fach erhöhtes Risiko auf eine AMD.
Der protektive Einfluss von Vitamin D wird auf anti-entzündliche Eigenschaften des Hormons zurückgeführt. Sein Mangel könnte deshalb die Wirkung der Gene verstärken, die ja die Entzündungsreaktion verändern. Auch ein ungesunder Lebensstil geht mit einem Anstieg der Entzündungsparameter einher.
Die drei Faktoren Vitamin D-Mangel, ungesunder Lebensstil und Gene könnten deshalb in die gleiche Richtung wirken. Zwei Faktoren, Vitamin D-Mangel und Ernährung lassen sich modifizieren. Ob dies allerdings das Erkrankungsrisiko senkt, kann aus den Ergebnissen einer Beobachtungsstudie nicht geschlossen werden. Hierzu wären prospektive klinische Studien erforderlich.
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