AMD: Bewertung des IGeL-Monitors sorgt für Irritation

Essen/Düsseldorf – Wissenschaftler des IGeL-Monitors haben untersucht, ob Augenärzte durch die Optische Kohärenztomografie (OCT) bei Personen ohne jeden Krankheitsverdacht schon frühzeitig Anzeichen einer feuchten, altersbedingten Makuladegeneration (AMD) erkennen können.
Sie sehen bei dieser Untersuchung keinen Nutzen für die Patienten, halten aber anhand der Studienlage mögliche Schäden für nicht ausgeschlossen. Deshalb bewerten die Wissenschaftler die OCT-Früherkennung einer feuchten AMD mit „tendenziell negativ“.
Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) zeigte sich von der Untersuchung des IGeL-Monitors irritiert: „Der IGeL-Monitor hat eine Leistung mit ‚tendenziell negativ‘ bewertet, die vom BVA überhaupt nicht empfohlen wird“, teilte der Verband mit.
Die Wissenschaftler des IGeL-Monitors haben laut ihrem Bericht keine Studien zu der Frage identifiziert, ob durch die OCT bei Personen ohne jeden Krankheitsverdacht schon frühzeitig Anzeichen erkannt werden können, die auf die Entstehung einer feuchten AMD schließen lassen.
„Alle Übersichtsarbeiten untersuchen lediglich den Nutzen der OCT-Untersuchung bei der Erstdiagnose, das heißt, um einen bereits bestehenden Verdacht – wie zum Beispiel Auffälligkeiten beim Sehtest – abzuklären. In diesem Fall wird die OCT-Untersuchung jedoch von den Krankenkassen bezahlt“, erklärten sie.
Sie sehen aber bei der OCT-Früherkennungsuntersuchung bei symptomfreien Menschen das Risiko, dass Personen als behandlungsbedürftig eingestuft würden, die niemals eine symptomatische feuchte AMD entwickelt hätten oder bei denen eine frühzeitige Therapie keinen Nutzen habe. „Dies kann unnötige Folgeuntersuchungen und auch nicht notwendige Medikamentengaben nach sich ziehen. Die Folge wäre eine Überbehandlung mit dem Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen“, warnen sie.
„Zur Früherkennung der AMD bei beschwerdefreien Patienten ohne bekannte, auf eine AMD hinweisende Makulaveränderung empfiehlt der BVA eine Ophthalmoskopie, eine Untersuchung des Augenhintergrunds mit dem Augenspiegel“, stellte der Berufsverband klar. Für diese Fälle halte man den Einsatz der OCT zur Abklärung nicht für angezeigt.
Ergebe sich bei der Ophthalmoskopie der Verdacht auf eine AMD oder berichteten die Patienten von Beschwerden, die auf eine AMD hinwiesen, dann erfolge eine OCT-Untersuchung zur Abklärung, ob eine trockene oder eine feuchte und damit behandlungsfähige AMD vorliege. Diese OCT-Untersuchung, die der Erstdiagnose diene und die die Unterscheidung zwischen trockener und feuchter Form erlaube, werde von den Krankenkassen bezahlt.
„Äußerst fragwürdig“ ist laut BVA allerdings die Aussage des IGeL-Monitors, bei einer OCT-Früherkennungsuntersuchung bei symptomfreien Menschen bestehe das Risiko, dass Personen als behandlungsbedürftig eingestuft würden, die niemals eine symptomatische feuchte AMD entwickelt hätten oder bei denen eine frühzeitige Therapie keinen Nutzen habe.
„Die OCT ermöglicht gerade die Unterscheidung, ob eine behandlungsbedürftige Krankheit vorliegt oder nicht. Das Risiko einer Überbehandlung lässt sich gerade durch den Einsatz dieses Verfahrens minimieren“, erklärte der BVA.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: