Amtsärzte gehen von hoher Dunkelziffer bei Coronafällen aus

Berlin – Die offiziellen Coronazahlen für Deutschland bilden nur einen Teil der tatsächlichen Infektionsfälle ab. Davon geht der Bundesverband der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) aus.
Er schätze die Coronadunkelziffer auf etwa zwei- bis dreimal so hoch, sagte der BVÖGD-Vorsitzende Johannes Nießen den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Die amtliche Zahl der Coronafälle ergibt sich aus den gemeldeten positiven PCR-Tests abzüglich der Verstorbenen.
Zunehmend sei es aber so, „dass Personen sich einem Antigentest unterziehen und keinen PCR-Test mehr durchführen“, erläuterte Amtsärztefunktionär Nießen. „Dies führt zu einer Untererfassung der Infektionen.“ Das Coronamonitoring von Abwasser und Antikörperstudien von Blutspenden gäben Hinweise auf diese Untererfassung.
„Nur ein Teil derjenigen, die einen positiven Schnelltest haben, machen zur Bestätigung auch einen PCR-Test“, bestätigte auch der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. „Allein deswegen schon ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen“, sagte er den Zeitungen.
Dem Bericht zufolge registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) in der Woche ab dem 18. Juli lediglich 890.000 PCR-Tests. Zu Spitzenzeiten im Januar und März dieses Jahres seien es rund 2,5 Millionen Tests pro Woche gewesen. Das RKI verzeichnet derzeit täglich mehrere zehntausend Coronainfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei mehr als 400.
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