Anästhesist nach Hepatitisskandal zu Bewährungsstrafe verurteilt

Augsburg – Fünf Jahre nach dem Bekanntwerden eines Skandals um zahlreiche Hepatitisinfektionen von OP-Patienten ist der Narkosearzt zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Augsburg verurteilte den 61-Jährigen heute wegen gefährlicher Körperverletzung in 51 Fällen zu zwei Jahren Haft, die der Mann allerdings nicht absitzen muss. Der Arzt hatte ein umfassendes Geständnis abgelegt.
Wegen einer schmerzhaften chronischen Darmerkrankung hatte sich der Anästhesist an seinem Arbeitsplatz in der Donau-Ries Klinik im nordschwäbischen Donauwörth Opiate abgezweigt und selbst gespritzt. Dabei sei es zu „eklatanten Verstößen gegen die Hygieneregeln“ gekommen, sagte der Vorsitzende Richter Christoph Kern.
Letztlich kam es zu einer Blutübertragung und Infektion bei mehr als 50 Patienten. Das Gericht ging davon aus, dass sich der Mediziner erst selbst bei einem Patienten mit Hepatitis C angesteckt hat, ohne die Erkrankung zu bemerken. In den Monaten danach übertrug der Mann unwissentlich die Leberentzündung in den Jahren 2017 und 2018 dann an Dutzende weitere Patienten.
Nach Bekanntwerden des „Medizinskandals bundesweiter Tragweite“, wie es der Richter formulierte, wurden 1.700 Männer und Frauen aufgefordert, sich auf Hepatitis C testen zu lassen. Sie alle wurden im untersuchten Zeitraum in dem Krankenhaus von dem Narkosearzt behandelt.
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