Medizin

Anamorelin lindert Kachexie-Anorexie bei Lungenkrebs

  • Montag, 29. September 2014

Boston – Anamorelin, ein oraler Agonist des appetitanregenden Hormons Ghrelin, hat in zwei randomisierten Phase 3-Studien Appetit und Muskelmasse von Patienten im Endstadium des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms gesteigert. Ein Verbesserung der Muskelkraft wurde laut den auf der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology in Madrid vorgestellten Ergebnissen jedoch nicht erzielt.

Anamorelin ahmt die Wirkung des erst 1999 entdeckten vom Gastrointestinaltrakt freigesetzten Hormons Ghrelin nach, das dem Gehirn einen leeren Magen signalisiert. Anamorelin ist oral verfügbar und muss von den Patienten nur einmal täglich einge­nommen werden. Der Wirkstoff hat wie Ghrelin eine appetitsteigernde Wirkung. Der Hersteller Helsinn aus Lugano in der Schweiz lässt Anamorelin zur Behandlung des Anorexie-Kachexie-Syndroms untersuchen, an dem viele Krebspatienten im Endstadium leiden.

An den beiden ROMANA-Studien nahmen 979 Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom im Stadium III oder IV teil. Sie wurden auf eine Therapie mit 100 mg/die Anamorelin oder Placebo randomisiert. Wie Jennifer Temel vom Massachusetts General Hospital in Boston mitteilt, stieg in der ROMANA 1-Studie nach einer 12-wöchigen Therapie mit Anamorelin die „Magermasse“ (Körpergewicht minus Fettmasse) um 1,10 kg, während es im Placebo-Arm zu einem Verlust von 0,44 kg kam.

Das Gesamtkörpergewicht stieg unter Anamorelin um 2,2 kg gegenüber einer Zunahme um 0,14 kg im Placeboarm. Die Kachexie-Anorexie-Symptome einschließlich des Appetits besserten sich ebenfalls. In der ROMANA 2-Studie nahmen die Teilnehmer im Anamo­relin-Arm um 0,95 kg zu, während sie im Placebo Arm 0,57 kg an Gewicht verloren. Auch hier besserten sich die Kachexie-bedingten Symptome.

Günstige Wirkungen auf die Muskelkraft konnten in den beiden Studien nicht belegt werden. Die Handgriffstärke unterschied sich in den beiden Gruppen nicht. Die häufigsten Nebenwirkungen von Anamorelin waren Hyperglykämie und Übelkeit.

Anamorelin könnte der erste Wirkstoff zur Behandlung des Kachexie-Anorexie-Syndroms sein. Wann und ob der Wirkstoff als Medikament eingeführt wird, ist unklar. Auf den Webseiten von FDA und EMA findet man keine Hinweise auf ein Zulassungsverfahren.

rme

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