Anaphylaxie: FDA warnt vor Allergien auf Chlorhexidin
Silver Spring/Maryland – Das Antiseptikum Chlorhexidin, das ursprünglich in der Zahnmedizin eingesetzt wurde, inzwischen aber auch in Consumer-Produkten wie Mundspülungen oder Zahnpasta enthalten ist, kann in seltenen Fällen eine anaphylaktische Reaktion auslösen. Die Zahl der Meldungen ist laut einer Drug Safety Communication der US-Arzneimittelbehörde FDA in letzter Zeit gestiegen.
Anaphylaktische Reaktionen sind die am meisten gefürchtete Allergieform, da es innerhalb von Minuten zu Urtikaria, Ödemen von Haut und Schleimhaut sowie zur Atemnot und zu einem Herz-Kreislauf-Versagen kommen kann.
Anaphylaktische Reaktionen auf Chlorhexidin wurden in der Vergangenheit extrem selten gemeldet. Die Datenbank FAERS der FDA hat seit 1969 nur 43 Fälle erfasst. Vierundzwanzig dieser Fälle wurden allerdings nach 2010 gemeldet, was mit der breiteren Verwendung des Antiseptikums zusammenhängen könnte. Chlorhexidin wurde ursprünglich vor allem in der Zahnmedizin eingesetzt. Inzwischen ist es in vielen Desinfektionslösungen für die Haut enthalten. Es wird – trotz des unangenehmen Geschmacks – Mundwässern zugesetzt und ist – obwohl es die Zähne verfärben kann – auch in Zahnpasta enthalten.
Alle 43 der FDA gemeldeten Zwischenfälle wurden als bedrohlich eingestuft. Bei 26 Patienten bestand akute Lebensgefahr. Zwölf Patienten wurden hospitalisiert, zwei Todesfälle wurden der anaphylaktischen Reaktion zugeschrieben. Bei 39 der 43 Betroffenen kam es zu einem Blutdruckabfall. Bei zwölf Patienten wurden erhöhte Histamin- oder Tryptase-Konzentrationen gefunden. In allen 43 Fällen bestand eine zeitliche Verbindung zur Verwendung von Chlorhexidin-haltigen Produkten, die alle Betroffenen am selben Tag verwendet hatten. Bei sieben Patienten war eine Allergen-Rechallenge positiv.
In einer Literaturrecherche ermittelten die FDA-Mitarbeiter acht weitere Fälle, die nicht an die FAERS-Datenbank gemeldet worden waren. In der Datenbank NEISS-CADES, in der die FDA unerwünschte Reaktionen bei der Verwendung von Consumer-Produkten sammelt, fand sich der Bericht eines 11 Jahre alten Jungen, der nach der Reinigung mit einer chlorhexidinhaltigen Lösung eine anaphylaktische Reaktion erlitt.
Obwohl die FDA die Gefahr weiterhin als sehr gering einstuft, sollen künftig auch die Hersteller von OTC-Produkten (die ohne Rezept an die Verbraucher abgegeben werden) in einem Warnhinweis auf die Möglichkeit von anaphylaktischen Reaktionen hinweisen.
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