Andreas Gassen: Ich will etwas gestalten

Berlin – Mit Andreas Gassen (51) rückt ein überzeugter Anhänger des KV-Systems in den Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) auf. Bereits im Vorfeld der Wahl hatte er sich angesichts der Querelen zwischen Haus- und Fachärzten im Vorstand und in der Vertreterversammlung der KBV für eine einheitliche Vertretung der Haus- und Fachärzte unter dem Dach der Körperschaften ausgesprochen. Eine gespaltene Ärzteschaft verliere ihre politische Schlagkraft. In einem Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt Mitte Februar hatte er erklärt: „Wir müssen innerhalb der Körperschaft zu einem vernünftigen Interessenausgleich finden und mit einer KBV-Linie Gesundheitspolitik machen, die Haus- und Fachärzten nützt.“
Der Orthopäde aus Düsseldorf engagiert sich seit Jahren in der Berufspolitik: Seit 2006 ist er Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein und seit 2011 stellvertretender Vorsitzender der KBV-Vertreterversammlung. Im Oktober 2013 wurde er zum Präsidenten des Berufsverbands der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie gewählt und im März zum Vorsitzenden des Spitzenverbands der Fachärzte Deutschlands. Als Vertreter durchaus heterogener fachärztlicher Interessen geht es ihm dabei vor allem um den Erhalt der ärztlichen Freiberuflichkeit, faire Wettbewerbsbedingungen zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern sowie Kalkulationssicherheit bei den kassenärztlichen Honoraren.
Unzufriedenheit sei im Grunde der Auslöser für sein berufspolitisches Engagement gewesen, sagt Gassen: „Als ich mich 1996 niedergelassen habe, war gerade der neue EBM verabschiedet und ich kann mich entsinnen, dass ich drei oder vier Wochen nach meiner Niederlassung schon mit hunderten Kollegen protestierend vor der KV gestanden habe.“ Was ihn letztlich in die Berufspolitik getrieben habe, sei insbesondere der Ärger über die Gesundheitspolitik von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) gewesen. Deren Politik habe wesentlich dazu beigetragen, das Gesundheitssystem über zu regulieren und die Selbstverwaltung zu schwächen. „Ich hatte das Bedürfnis, wenigstens zu versuchen, etwas zu ändern.“ Denn er lasse sich ungern komplett verwalten und fremdbestimmen.
Gassen hat fast acht Jahre lang im Krankenhaus gearbeitet – zunächst für ein Jahr in Duisburg und danach in Düsseldorf –, bevor er sich 1996 entschloss, sich gemeinsam mit einem Kollegen in einer Gemeinschaftspraxis in der Düsseldorfer Innenstadt niederzulassen. „Ich hatte eigentlich eine Klinikkarriere im Auge“, sagt Gassen. Erfahrungen im Ausland, unter anderem in den USA, in Saudi Arabien oder auch in Belgien hätten ihn dann aber angeregt, über eine Niederlassung nachzudenken.
Denn dort habe schon in den 1990er Jahren das minimalinvasive Operieren, Gassens Schwerpunkt, überwiegend im ambulanten Bereich stattgefunden. „Ich fand es interessant, den Patienten sozusagen in Eigenregie eine Kombination aus konservativer und operativer Behandlung anzubieten, also Versorgung aus einer Hand.“ Inzwischen betreiben sie ihre Praxis am Köbogen zu viert. „Dadurch können wir nahezu die gesamte Bandbreite, die das orthopädische Fach im ambulanten Bereich umfasst, anbieten“, meint Gassen. „Das ist natürlich spannend.“
Dass er jetzt aus der Arztpraxis in den Verwaltungssessel wechselt, empfindet Gassen als neue Herausforderung – wobei ihm die Bezeichnung Manager besser gefällt als Verwalter, „denn ich will ja was gestalten“. Wehmütig macht ihn der Berufswechsel nicht. Er sei jetzt seit 26 Jahren approbiert und, „ich habe das mal hochgerechnet – in meinem Alter macht man sich ja so seine Gedanken – ich habe um die 20.000 Operationen durchgeführt. Da kann man jetzt auch mal was anderes machen.“
Auch den Wechsel vom Rhein an die Spree sieht er gelassen. „Ich bin gebürtiger Kölner und lebe in Düsseldorf. Das fordert ja schon eine gewisse Anpassungsfähigkeit“, meint er. Und der Berliner Menschenschlag liege ihm. Der erinnere ihn an seine Zeit in Duisburg. Damals herrschten dort Stahlkrise und hohe Arbeitslosigkeit. „Der Ton war schon rustikal, aber die Leute waren immer gerade raus. Das kann ich gut leiden.“
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