Anlegen eines peripheren Venenzugangs: Studie belegt Wirksamkeit der Lokalanästhesie
Köln – Erhalten Patienten beim Anlegen eines peripheren Venenzugangs eine Lokalanästhesie, haben sie bei Verwendung größerer Kanülen ein deutlich reduziertes Schmerzempfinden. Der Einsatz von Kältespray hat gegenüber der intradermalen Lidocain-Anästhesie den Vorteil, dass es zu einer geringeren Fehlpunktionsrate kommt. Zu diesem Ergebnis kommen Dirk Rüsch und Co-Autoren von der Marburger Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivtherapie auf der Grundlage einer randomisierten kontrollierten Studie, über die sie in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes berichten (Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 605–11).
Das Anlegen eines peripheren Venenzugangs ist ein Routineeingriff, der bei Patienten gleichwohl stressbehaftet sein kann. Vorliegende Daten weisen darauf hin, dass eine lokalanästhetische Vorbereitung der Punktionsstellen zwar bei Kindern regelmäßig durchgeführt, bei Erwachsenen hingegen eher uneinheitlich gehandhabt wird.
Um die Wirksamkeit der Lokalanästhesie bei Kanülierung der Vene auf dem Handrücken zu erfassen, wurden 450 volljährige, stationäre Patienten der Universitätsklinik Marburg verschiedenen Behandlungs- und Kontrollgruppen zugewiesen. Nach dem ersten Punktionsversuch sollten sie auf einer 11-stufigen numerischen Ratingskala (NRS; 0 = keine Belastung, 11 = unerträgliche Belastung) die subjektive Beeinträchtigung durch den Vorgang angeben.
Nach dem Einsatz von Kältespray zeigte sich mit einem Durchschnittswert von 2,4 für Schmerz beziehungsweise Beeinträchtigung eine deutliche, statistisch signifikante Verbesserung gegenüber der Kontrollgruppe mit einem Wert von 4,0. Nach Lidocain-Injektion verbesserte sich der NRS-Wert auf 3,2 Punkte, was gegenüber der Kontrollgruppe noch nicht als klinisch relevant angesehen wurde. Bei Verwendung größerer Kanülen ab 17 Gauge waren die Vorteile der Lokalanästhesie auf der Schmerzskala noch deutlicher messbar: 2,6 Punkte bei Kältespray, 3,5 bei Lidocain und 5,0 in der Kontrollgruppe.
Die Autoren sehen dies als Beleg dafür an, dass ab einer 17-Gauge-Kanüle eine lokalanästhetische Vorbereitung der Punktionsstelle am Handrücken indiziert ist. Die Bewertung durch die Patienten sei sowohl nach Lidocain-Injektion als auch nach Verwendung von Kältespray signifikant und klinisch relevant besser gewesen. Bei Verwendung von noch größeren Nadelkalibern sei von einem noch deutlicheren Nutzen dieser Interventionen auszugehen, wohingegen bei kleinkalibrigen Kanülen (zum Beispiel 20 Gauge) die subjektive Beeinträchtigung vergleichsweise gering sei.
Da die Fehlpunktionsrate bei Lidocain-Verwendung infolge intradermaler Quaddel deutlich erhöht sei, empfehlen die Autoren die Kälteanästhesie bei peripherer Venenpunktion als mindestens gleichwertige Alternative zur Lidocain-Applikation.
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