Antibiotikaeinsatz bei Tieren soll in der EU stark eingeschränkt werden

Straßburg – Weniger Antibiotika für Schweine, Rinder und andere Nutztiere – darauf zielt eine neue Verordnung ab, die das Europaparlament am Donnerstag in erster Lesung verabschiedet hat. Dank der Neuregelung soll der Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft strenger kontrolliert werden. Dazu ist in allen 28 EU-Staaten eine Verschreibungspflicht für Tier-Antibiotika vorgesehen. Der Handel mit Antibiotika im Internet soll ganz verboten werden.
Zudem sollen alle Abgaben dieser Medikamente an Landwirte und Tierzüchter systematisch erfasst werden. In Deutschland sei dies bereits seit 2013 der Fall, sagte der CDU-Abgeordnete Peter Liese. „Landwirte, die deutlich über dem Durchschnitt liegen, bekommen Besuch vom Amtstierarzt.“ Auch die Niederlande hätten eine strenge Regelung, sagte Liese. In vielen anderen EU-Staaten würden dagegen noch zu viele Antibiotika verfüttert, und die Kontrolle sei oft mangelhaft.
Der Vorlage zufolge soll der präventive Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung grundsätzlich untersagt werden. Heute würden oft ganze Herden behandelt, wenn ein einziges Tier krank sei, sagte die britische Grüne Molly Scott Cato. Mit diesem „Routine-Einsatz“ müsse Schluss gemacht werden.
25.000 Todesfälle im Jahr, weil Antibiotika nicht mehr wirken
Liese verwies auf Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach heute in der EU jährlich rund 25.000 Menschen sterben, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Das Problem liege zwar vor allem in der zu häufigen Verschreibung dieser Medikamente in der Humanmedizin, erläuterte der CDU-Abgeordnete, der selbst Arzt ist. Es gebe aber auch antibiotikaresistente Keime bei Tieren, die auf Menschen überspringen und so beispielsweise in Krankenhäuser gelangen könnten.
Das Europaparlament will daher durchsetzen, dass bestimmte Antibiotika, die bei Menschen als letztes Mittel eingesetzt werden, in der Tiermedizin nicht mehr oder nur unter besonders strengen Auflagen verwendet werden dürfen. Dabei handelt es sich um so genannte Reserveantibiotika, die eingesetzt werden, wenn andere nicht mehr wirken.
Die Vorlage geht nun an den Rat, in dem die 28 EU-Staaten vertreten sind. Die EU-Volksvertretung hat in der Frage ein Mitentscheidungsrecht – Rat und Parlament müssen sich also auf einen Kompromiss einigen. Die Verhandlungen dürften nicht vor 2017 beginnen und schwierig werden. In einigen EU-Staaten, die eine besonders intensive Viehzucht betreiben und einen Routine-Einsatz von Antibiotika zulassen, regt sich nach Angaben aus dem Europaparlament heftiger Widerstand gegen die Pläne.
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