Medizin

Antidepressiva können Risiko für Hüftfraktur bei Senioren steigern

  • Donnerstag, 19. Januar 2017

Kuopio – Antidepressiva können das Risiko für eine Hüftfraktur bei älteren Menschen sig­nifikant steigern. Das berichten Forscher der University of Eastern Finland im Interna­tional Journal of Geriatric Psychiatry (2017; doi: 10.1002/gps.4667). Zu Beginn der Ein­nahme der Antidepressiva war das Risiko laut ihrer Studie am höchsten, blieb jedoch auch nach vier Jahren erhöht.

Antidepressiva finden nicht nur in der Behandlung von Depressionen ihre Anwendung, sondern werden mitunter auch zur Therapie von chronischen Schmerzen und der Symp­tom­linderung einer Demenzerkrankung eingesetzt. Hierzu gehören beispielsweise Schlaf­losigkeit, Angstgefühle und innere Unruhe.

In einer retrospektiven Kohortenstudie, basierend auf den Daten der registerbasierten sogenannten MEDALZ-Kohorte, betrachteten die Wissenschaftler eine Studienpopu­la­tion von über 50.000 Teilnehmern. Hierin wurden selbstständig lebende Personen er­fasst, bei denen zwischen 2005 und 2011 in Finnland die Alzheimererkrankung dia­gnosti­ziert wurde, sowie deren Kontrollgruppe.

Das Follow Up betrug vier Jahre. Die Teilnehmer waren im Mittel 80 Jahre alt, an Alzhei­mer erkrankt und nahmen Antidepressiva ein. Zum Vergleich diente eine Kontrollgruppe, die über 100.000 Teilnehmer umfasste. Diese nahmen zwar auch Antidepressiva ein, litt­en aber nicht an Alzheimer. Für jede Person mit Alzheimererkrankung wurden zwei Per­so­nen gleichen Geschlechts und Alters, jedoch ohne die Erkrankung, zum Vergleich he­ran­gezogen.

Die Forscher wiesen so nach, dass die Einnahme eines Antidepressivums das Risiko für eine Hüftfraktur durch Sturz auch in der Kontrollgruppe fast verdoppelt. Ein noch höhe­res Risiko stellten sie für jene fest, die an Alzheimer leiden und Antidepressiva einneh­men.

Die Forschungsgruppe wies das gesteigerte Risiko für einen Sturz und eine sich daran anschließende Hüftfraktur bei Antidepressiva verschiedener Substanzklassen nach. Hier­zu zählen sowohl selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, als auch Mirtap­zapin und selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer.

Auch nach Berücksichti­gung anderer Me­dikamente, die das Risiko für einen Sturz erhöhen, sowie weiterer Faktoren wie Oste­o­porose, sozioökonomischer Status, psychische und andere chroni­sche Erkrankungen blieb das erhöhte Risiko für einen Sturz oder eine Fraktur durch Antidepressiva besteh­en. Die Forscher empfehlen, bei der Antidepressivatherapie das Sturzrisiko besonders zu berücksichtigen.

hil

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