Antidepressiva können Risiko für Hüftfraktur bei Senioren steigern
Kuopio – Antidepressiva können das Risiko für eine Hüftfraktur bei älteren Menschen signifikant steigern. Das berichten Forscher der University of Eastern Finland im International Journal of Geriatric Psychiatry (2017; doi: 10.1002/gps.4667). Zu Beginn der Einnahme der Antidepressiva war das Risiko laut ihrer Studie am höchsten, blieb jedoch auch nach vier Jahren erhöht.
Antidepressiva finden nicht nur in der Behandlung von Depressionen ihre Anwendung, sondern werden mitunter auch zur Therapie von chronischen Schmerzen und der Symptomlinderung einer Demenzerkrankung eingesetzt. Hierzu gehören beispielsweise Schlaflosigkeit, Angstgefühle und innere Unruhe.
In einer retrospektiven Kohortenstudie, basierend auf den Daten der registerbasierten sogenannten MEDALZ-Kohorte, betrachteten die Wissenschaftler eine Studienpopulation von über 50.000 Teilnehmern. Hierin wurden selbstständig lebende Personen erfasst, bei denen zwischen 2005 und 2011 in Finnland die Alzheimererkrankung diagnostiziert wurde, sowie deren Kontrollgruppe.
Das Follow Up betrug vier Jahre. Die Teilnehmer waren im Mittel 80 Jahre alt, an Alzheimer erkrankt und nahmen Antidepressiva ein. Zum Vergleich diente eine Kontrollgruppe, die über 100.000 Teilnehmer umfasste. Diese nahmen zwar auch Antidepressiva ein, litten aber nicht an Alzheimer. Für jede Person mit Alzheimererkrankung wurden zwei Personen gleichen Geschlechts und Alters, jedoch ohne die Erkrankung, zum Vergleich herangezogen.
Die Forscher wiesen so nach, dass die Einnahme eines Antidepressivums das Risiko für eine Hüftfraktur durch Sturz auch in der Kontrollgruppe fast verdoppelt. Ein noch höheres Risiko stellten sie für jene fest, die an Alzheimer leiden und Antidepressiva einnehmen.
Die Forschungsgruppe wies das gesteigerte Risiko für einen Sturz und eine sich daran anschließende Hüftfraktur bei Antidepressiva verschiedener Substanzklassen nach. Hierzu zählen sowohl selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, als auch Mirtapzapin und selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer.
Auch nach Berücksichtigung anderer Medikamente, die das Risiko für einen Sturz erhöhen, sowie weiterer Faktoren wie Osteoporose, sozioökonomischer Status, psychische und andere chronische Erkrankungen blieb das erhöhte Risiko für einen Sturz oder eine Fraktur durch Antidepressiva bestehen. Die Forscher empfehlen, bei der Antidepressivatherapie das Sturzrisiko besonders zu berücksichtigen.
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