Antikörper neutralisiert Atemwegsviren
Bellinzona – Ein monoklonaler humaner Antikörper hat bei In-Vivo-Experimenten RSV, MPV und zwei weiteren Arten von tierischen Paramyxoviren neutralisiert und könnte somit ein Kandidat für die Entwicklung einer Therapie und Impfung sein. Die Arbeitsgruppe um Davide Corti am Schweizer Institute for Research in Biomedicine berichtet über entsprechende Ergebnisse in Nature (http://dx.doi.org/10.1038/nature12442).
RSV und MPV können Infekte in den unteren Atemwegen auslösen. Für immunkompetente Patienten sind diese Infekte gewöhnlich unproblematisch. Immunsupprimierte und Säuglinge können jedoch durch Infektionen mit diesen Viren lebensbedrohlich erkranken.
Bei Lungen- oder Stammzelltransplantierten kann die Mortalität bis zu 40 Prozent betragen. Infektionen mit RSV sind außerdem für einen Großteil der Krankenhauseinweisungen von Kindern unter einem Jahr verantwortlich. Gegen das RS-Virus gibt es gegenwärtig die Möglichkeit einer Prophylaxe durch Antikörper, die aber bei eingetretener Infektion nicht wirksam ist. Virostatika wie Ribavirin haben gleichfalls nur eine begrenzte klinische Wirksamkeit.
Die Forscher untersuchten verschiedene humane Antikörper, die als Antwort auf RSV und MPV-Infektionen gebildet wurden. Bei bestimmten Testpersonen konnten die Forscher die Bildung eines kreuzreagierenden Antikörpers feststellen. Dieser Antikörper mit dem Namen MPE8 war nicht nur gegen diese beiden Viren gerichtet, sondern auch gegen bovines RSV und Pneumonieviren der Maus.
Der MPE8 Antikörper richtet sich gegen eine Fusionsprotein des Virus, welches von den verschiedenen Virenarten geteilt wird. Im Tierversuch konnten die Forscher bereits eine prophylaktische und therapeutische Wirksamkeit des Antikörpers feststellen.
Die bisherigen Ergebnisse sprechen laut der Wissenschaftler für einen möglichen klinischen Einsatz des Antikörpers. Neben der direkten Wirkung des Antikörpers, möchte die Arbeitsgruppe weiter untersuchen, ob die Entwicklung eines Impfstoffes gegen RSV und MPV möglich ist.
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