AOK-Studie wirft Ärzten Benachteiligung von Kassenpatienten vor
Berlin – Nach einer anonymen Telefonaktion hat die AOK Rheinland/Hamburg den Ärzten vorgeworfen, Kassenpatienten müssten auf Termine beim Facharzt deutlich länger warten als Privatpatienten. Das berichtet das Nachrichtenportal Spiegel online am 17. Juli.
Die AOK hatte im Juni dem Bericht zufolge mehr als 800 mal testweise in Praxen angerufen. Dabei gaben sich die Mitarbeiter bei einem ersten Anruf als gesetzlich Versicherte aus. Später riefen sie als vermeintliche Privatpatienten an. Dabei fragten sie nach einem normalen Untersuchungstermin. Laut der Umfrage ist ein Termin beim Kardiologen am schwierigsten zu erhalten. Dort mussten Kassenpatienten im Schnitt rund 71 Tage warten, Privatpatienten 19.
Bei den Radiologen seien es für gesetzlich Versicherte 46 Tage, für Privatpatienten sieben. Die Augenärzte vergaben nach 37 Tagen Termine an ihre Kassenpatienten, an Privatpatienten nach 16. „Die Kassen sollten das Recht bekommen, nicht mehr mit Fachärzten zusammenarbeiten zu müssen, die gesetzlich Versicherten keine zeitnahen Termine geben“, kommentierte der Chef der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs, die Umfrageergebnisse.
Kritik am Vorgehen der AOK übte der NAV-Virchowbund. „Diese nicht repräsentative Untersuchung ist ohnehin nur eine Momentaufnahme und legt lediglich das strategisches Ziel der Kassen offen, die ambulanten Fachärzte abzuschaffen und die fachärztliche Versorgung nur mehr in Krankenhäusern vorzuhalten“, sagte deren Vorsitzender Dirk Heinrich.
Die Umfrage sei „ein Auftragswerk ohne Aussagekraft“. Es gebe im Gegenzug eine Handvoll anderer Gutachten, die zu völlig konträren Ergebnissen kämen. So klagten laut einer repräsentativen Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im vergangenen Jahr lediglich acht Prozent aller Versicherten über zu lange Wartezeiten bei der Terminvergabe.
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