Apotheker wollen ihr heilberufliches Profil schärfen

Köln/München – Die Apotheker wollen ihr heilberufliches Profil schärfen. Sie wollen künftig in einem Netzwerk zusammen mit Ärzten und anderen Gesundheitsberufen Patienten begleiten und für ein systematisches Medikationsmanagement sorgen. Das geht aus dem Perspektivpapier „Apotheke 2030“ hervor, das die rund 300 Delegierten des Deutschen Apothekertages heute in München mit großer Mehrheit verabschiedet haben. Damit geht ein zum Teil heftig und kontrovers geführter Diskussionsprozess zu Ende, an dem sich die Apothekerinnen und Apotheker in den vergangenen zwölf Monaten über Online-Plattformen und in Veranstaltungen beteiligen konnten.
Jetzt müsse man mit der Umsetzung der im Perspektivpapier formulierten Ziele beginnen, erklärte der Vizepräsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Mathias Arnold, im Anschluss an die Verabschiedung. „Wir wollen definieren, auf welchem Weg wir ein systematisches Medikationsmanagement installieren können, wie wir die Versorgungsstrukturen für die Zukunft anpassen sollten und welche Qualifikation der Apotheker in Zukunft dafür braucht.“
Medikationsmanagement ist die Aufgabe der Zukunft
Als Beweis für die Handlungsfähigkeit und das Selbstvertrauen des Berufsstandes hatte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt das Perspektivpapier am Vortag in seiner Eröffnungsrede zum Apothekertag gewürdigt. Am meisten überzeuge ihn das Bekenntnis zur Arbeit im heilberuflichen Netzwerk, betonte Schmidt. „Damit eröffnen wir den Weg in ein neues Gesundheitswesen, welches weniger als heute von Wettbewerb untereinander und von Sektorierung und Segregation geprägt sein wird.“
Hier seien die Apothekerinnen und Apotheker allen anderen Heilberufen einen deutlichen Schritt voraus. Schmidt erklärte aber auch, dass man im Netzwerk auf der Grundlage eindeutiger Zuständigkeitsbeschreibungen unter Wahrung der Kompetenzen der anderen Gesundheitsberufe zusammenarbeiten wolle. Der ABDA-Präsident hob außerdem die besondere Bedeutung von Therapiebegleitung und Medikationsmanagement für die Zukunftssicherung der Apotheke hervor. Dieses Ziel müsse bei der Weiterentwicklung der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Pharmazeuten berücksichtigt werden.
Schmidt hatte am Beginn seiner Rede „die zentralen Werte“ des Berufsstandes bekräftigt. Arzneimittel seien ein besonderes Gut, und die Arzneimittelversorgung sei Apothekersache, sagte er. Die Apotheker würden freiberufliche Leistungen erbringen, die von der Gesellschaft angemessen und auf der Basis klarer und einheitlicher Regeln vergütet werden müssten. Um die Arbeit in der eigenen Apotheke für den Nachwuchs wieder attraktiver zu machen – viele Apotheker haben, ähnlich wie viele niedergelassene Ärzte, Schwierigkeiten, Nachfolger für ihre Apotheke zu finden –, müsse unnötige Bürokratie abgebaut und eine angemessene Honorierung sichergestellt werden. Außerdem müssten die fachlichen Entscheidungsmöglichkeiten der Apotheker ausgeweitet werden.
Minister Gröhe: Beratungsleistungen der Apotheker werden immer wichtiger
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) würdigte den Beitrag, den die Apotheker für eine qualitativ hochwertige und flächendeckende Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln leisten. Angesichts der alternden Gesellschaft mit mehr chronisch Kranken und dementen Patienten würden die Beratungsleistungen der Apothekerinnen und Apotheker zunehmend wichtig, sagte Gröhe gestern in München.

Auf die Forderung der Apotheker, diese Beratungsleistung auch angemessen zu honorieren, indem der Fixzuschlag auf jede abgegebene Arzneimittelpackung regelmäßig angepasst wird, entgegnete der Minister: „Wir werden beobachten, ob neue Anpassungen notwendig sind. Dafür brauchen wir aber belastbare Daten.“
Ähnliches gelte für die geforderte Erhöhung der Honorare für die Abgabe von Rezepturen und Betäubungsmitteln. Diese Frage berate er derzeit mit den Koalitionsfraktionen und dem Bundeswirtschaftsministerium. Zur im vergangenen Jahr erhöhten Notdienstpauschale sagte Gröhe: „Wir werden prüfen, ob das angemessen ist.“ Da erst drei Quartale abgerechnet seien, wolle man zunächst die endgültigen Zahlen abwarten.
Den drohenden Nachwuchsmangel bei den Heilberufen beobachtet man offenbar auch im Ministerium mit Sorge. Eine bessere Verteilung insbesondere der Ärzte, der Abbau von Über- und Unterversorgung beschäftige ihn sehr, erklärte Gröhe. „Dabei könnten da, wo Ärzte fehlen, Apotheker umso wichtiger werden“.
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