„Aquik“ im Praxistest: Qualitätsmessung ist schwieriger als gedacht
Köln – Der Weg hin zu einer validen und automatisierten Erhebung, Auswertung und Anwendung von Qualitätsindikatoren für die ambulante Versorgung ist deutlich länger als angenommen. Das ist das Ergebnis eines Praxistestes, dem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ihr Set von ambulanten Qualitätsindikatoren (Aquik) unterzogen hat. Über die Ergebnisse berichtet die KBV zusammen mit ihren Projektpartnern, der OptiMedis AG, der Gesundes Kinzigtal GmbH und dem Medizinischen Qualitätsnetz Ärzteinitiative Kinzigtal ausführlich in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts (Heft 13 vom 28. März).
Die Zeit, so das Fazit, ist noch nicht reif für Pay for Performance, also für Honorarmodelle, die sich an der Erreichung bestimmter Qualitätsziele orientieren. Denn, so die Autoren Martin Wetzel (Medizinisches Quaitätsnetz), Helmut Hildebrandt (OptiMedis) und Susanne Kleudgen (KBV), in dem Test sei es nur in einem gewissen Umfang gelungen, den Qualitätsstatus plausibel abzubilden und daraus Handlungsempfehlungen für Arztpraxen abzuleiten.
Von September 2010 bis Juni 2013 beteiligten sich 16 Arztpraxen des Praxisnetzes „Gesundes Kinzigtal“ am Praxistest der Aquik-Indikatoren. Auf dem Prüfstand standen unter anderem Indikatoren zu Herzinsuffizienz, arterieller Hypertonie und rheumatoider Arthritis.
Im Rahmen des Projekts wurde nach Angaben der Autoren um Martin Wetzel eine IT-Infrastruktur entwickelt, die es ermöglichte, medizinische Daten automatisiert aus der Praxisverwaltungssoftware auszulesen und so aufzubereiten, dass Qualitätsindikatoren damit berechnet, praxisbezogen ausgewertet und in einem vergleichenden Bericht dargestellt werden konnten.
Allerdings erschwerten nach Ansicht der Projektpartner die Vielfalt der Praxissoftware und die fehlende Standardisierung bei der Speicherung medizinischer Daten die Erhebung und Auswertung von Qualitätsindikatoren. So würden beispielsweise Beratungsgespräche oder anamnestische Angaben in Freitextfeldern dokumentiert, die nicht verlässlich automatisiert auswertbar seien. Von Nachteil sei außerdem, dass es für den ambulanten Bereich keine verbindlichen Dokumentations- und Kodierregeln gebe.
Zusätzlich zum Test der Qualitätsindikatoren wurden die beteiligten Ärzte befragt. „Die Mehrheit der teilnehmenden Ärzte empfand den Einsatz von Qualitätsindikatoren im Praxisalltag als positiv“, sagte Wetzel jetzt anlässlich der Vorstellung der Testergebnisse. Im Beitrag für das DÄ schreiben er und seine Mitautoren, die Ärzte sähen in den Indikatoren ein nützliches Instrument zur Qualitätsmessung.
Positive Beispiele für deren Nutzung seien die Überprüfung des Impfstatus oder die leitliniengerechte Versorgung von chronisch Kranken. Die Resultate aus dem Praxistest hätten viele Ärzte für das interne Qualitätsmanagement genutzt. Vergleiche zwischen den Praxen würden dagegen deutlich kritischer beurteilt, schreiben die Autoren.
Grundsätzlich positiv beurteilt der KBV-Vorsitzende Andreas Gassen das Ergebnis des Aquik-Praxistests: „Wir konnten erstmals die von uns entwickelten Prozess- und Ergebnisindikatoren anhand der Daten aus den Praxisverwaltungssystemen erfolgreich überprüfen.“
Einen offenen Austausch unter den Ärzten forderte Martin Wetzel vom Medizinischen Qualitätsnetz. Nur so könne man die Versorgungsqualität eines Netzes verbessern. Und OptiMedis-Vorstand Hildebrandt regte an, im Rahmen der Förderung von Praxisnetzen vermehrt in den Ausbau der technischen Infrastruktur zur Messung von Qualitätsindikatoren zu investieren.
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