Arbeitsmedizin: Papier aus Thermodrucker erhöht BPA im Urin

Cincinnati – Das häufige Hantieren mit Kassenbons aus Thermopapier, wie sie in vielen Geschäften heute üblich sind, hat in einer experimentellen Studie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2014; 311: 859-860) schon nach zwei Stunden die Bisphenol A-Konzentration im Urin deutlich erhöht.
Bisphenol A (BPA) gehört zu den östrogenartigen Substanzen, die als endokrine Disruptoren das hormonelle Gleichgewicht stören. Als mögliche Folgen werden Störungen der Fruchtbarkeit diskutiert. BPA ist in vielen Kunststoffen enthalten, besonders hoch ist die Konzentration jedoch in sogenannten Thermopapieren.
Sie enthalten nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung zwischen 0,5 und 3,2 Prozent Bisphenol A, das nicht fest im Material gebunden ist und daher leicht herausgelöst werden kann. Wer häufig Thermopapier in den Händen hält, also beispielsweise Kassierer im Einzelhandel, nehmen BPA über die Haut auf, wie Shelley Ehrlich vom Cincinnati Children’s Hospital Medical Center und Mitarbeiter jetzt in einer experimentellen Studie zeigen.
Zwei Gruppen von Probanden wurden gebeten, über zwei Stunden mit Thermopapier zu hantieren. Die eine Gruppe trug Handschuhe, die andere nicht. Im Anschluss wurde die BPA-Konzentration im Urin bestimmt. Bei den Handschuhträgern gab es laut Ehrlich keine Veränderungen. Bei den Probanden, die die Thermopapiere mit der bloßen Hand angefasst hatten, waren die BPA-Konzentrationen im Urin um mehr als das Dreifache angestiegen (von 1,8 auf 5,8 µg/l).
Die Konzentrationen stiegen nach dem Ende des Experiments noch weiter an (auf 11,1 µg/l nach 8 Stunden) und selbst bei der abschließenden Messung 24 Stunden später waren die Konzentrationen noch erhöht. Ehrlich vermutet deshalb, dass Menschen, die 40 Stunden in der Woche regelmäßig Thermopapier anfassen, stark mit BPA exponiert sind.
Welche gesundheitlichen Konsequenzen dies für die Beschäftigten hat, ist derzeit nicht bekannt. Die Studie zeigt allerdings, dass Nitrilhandschuhe eine zusätzliche Exposition verhinderten. Die meisten Personen werden jedoch im Alltag durch andere Gegenstände mit BPA exponiert. In der Studie war die Chemikalie vor Versuchsbeginn bei 83 Prozent der Probanden nachweisbar, bei denen es sich um Studenten und Unimitarbeiter handelte, die beruflich nicht mit Thermopapier umgehen.
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