Arme Bevölkerungsgruppen können sich Praxisbesuch nicht leisten
Hannover – Obdachlose und weitere arme Bevölkerungsgruppen erhalten in Deutschland keine angemessene medizinische Versorgung. Dies ist das Ergebnis einer Zehn-Jahres-Studie des Zentrums für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ) und der Bezirksstelle Hannover der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN). Die Studie hat die Versorgungssituation dieser sozialen Gruppe auf der Basis von 16.000 Behandlungsfällen evaluiert.
Ausgangspunkt der Studie war die Einrichtung eines niedrigschwelligen medizinischen Angebots für Wohnungslose in Hannover 1999. Hier erhalten Obdachlose seither in mehreren Anlaufstellen in Hannover eine kostenlose medizinische Versorgung.
Aber mittlerweile ist dieses erfolgreiche Vorhaben auch eine Anlaufstelle für andere Bevölkerungsgruppen geworden. „Neben der eigentlichen Zielgruppe suchen immer mehr Menschen aus der sogenannten Armutsbevölkerung, die sich die Praxisgebühr oder Zuzahlungen nicht leisten können, die ärztlichen Sprechstunden auf“, sagte Cornelia Goesmann, Initiatorin des Projektes und Vorsitzende der Bezirksstelle Hannover der ÄKN.
Sie fordert daher, die Praxisgebühr sowie alle sonstigen Zuzahlungen für Bürger mit geringem Einkommen abzuschaffen, um ihnen den Zugang zum Regelversorgungssystem zu erleichtern.
Die Zehn-Jahres-Evaluation des Angebotes zeigt außerdem, dass die Patienten nicht mehr überwiegend wegen Hauterkrankungen (2010: zehn Prozent) oder Verletzungen (2010: sieben Prozent) kommen, sondern auch mit chronischen Leiden wie psychischen Erkrankungen (2010: 14 Prozent) oder Herz-Kreislauf-Krankheiten (2010: 17 Prozent).
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