Arsen kann nach vier Jahrzehnten Krebs auslösen

Berkeley - In der Stadt Antofagasta im Norden Chiles sterben auch vier Jahrzehnte nach einer vorübergehenden Exposition der Bevölkerung mit Arsen über das Trinkwasser überdurchschnittlich viele Menschen an Krebserkrankungen von Blase, Lungen oder Nieren. Nach den jetzt im Journal of National Cancer Institute (2017; doi: djx201) vorgestellten Ergebnissen hat Arsen die längste Latenzzeit aller bekannten Karzinogene.
Ein starkes Bevölkerungswachstum hatte in den 1950er Jahren dazu geführt, dass in einer der niederschlagsärmsten Regionen der Erde zwei weitere Flüsse für die Trinkwasserversorgung herangezogen wurden. Erst später wurde entdeckt, dass damit mehr als 250.000 Personen über 39 Jahre einem Arsengehalt im Trinkwasser von im Mittel 600 µg/l ausgesetzt waren. Seit 1971 wird dem Wasser das toxische Element wieder entzogen. Seither ist die Bevölkerung nicht mehr übermäßig mit Arsen exponiert.
Ungefähr zehn Jahre später kam es in Antofagasta zu einem Anstieg von Krebserkrankungen, der bis heute anhält, wie die jüngste Analyse von Allan Smith, Universität Berkeley, und Mitarbeitern zeigt. Im Zeitraum 2001 bis 2010 starben fast fünfmal mehr Männer an Blasenkrebs (relatives Risiko RR 4,79, 95-Prozent-Konfidenzintervall 4,20 bis 5,46). Bei Frauen war das Risiko sogar mehr als sechsfach erhöht (RR 6,43; 5,49-7,54).
Auch das Sterberisiko an Lungenkrebs war bei Männern (RR 3,38; 3,19-3,58) und Frauen (RR 2,41; 2,20-2,64) signifikant erhöht. Ebenso die Nierenkrebs-Mortalität, die bei Männern um 75 Prozent zunahm (RR 1,75; 1,49-2,05) und sich bei Frauen verdoppelte (RR 2,09; 1,69-2,57).
Ein Anstieg der Herzinfarkte, der in früheren Untersuchungen beobachtet wurde, ließ sich drei bis vier Jahrzehnte nach dem Ende der Exposition nicht mehr nachweisen.
Für Krebs ist das Ende der Latenzzeit noch nicht absehbar, schreibt Smith.
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