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Arzneimittel und Therapien: Gesundheitsökonom hält harte Einschnitte für erforderlich

  • Freitag, 16. Mai 2025
/eplisterra, stock.adobe.com
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Berlin – Eine höhere Eigenbeteiligung bei Medikamenten und die Kostenübernahme teurer Therapien, die das Leben nur um wenige Wochen verlängern, könnten erforderlich sein, um den finanziellen Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Deutschland zu verhindern.

Solche und ähnliche Maßnahmen könnten einen drohenden finanziellen Kollaps des Gesundheitssystems abwenden, sagte Gesundheitsökonom Jürgen Wasem der Welt. „Ich weiß, dass diese Themen ethisch schwierig sind. Aber die Alternative wären Beitragssatzerhöhungen, die der Bevölkerung und der Wirtschaft nicht mehr zumutbar sind.“

Aus seiner Sicht sollte man darüber nachdenken, „verschreibungspflichtige Medikamente und Hilfsmittel, die relativ preisgünstig sind oder Bagatellerkrankungen betreffen, nicht mehr von den Krankenkassen finanzieren zu lassen, sondern von den Leuten selbst“. Außerdem könne man überlegen, Behandlungen, „die sehr teuer sind, aber im Verhältnis dazu wenig nutzen, grundsätzlich nicht mehr zu finanzieren“.

Die Zahlungsbereitschaft für Behandlungen, die nur einen geringen Zuwachs an Lebensdauer mit sich bringen, sei in Deutschland „unendlich hoch“, fügte der Professor für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen hinzu: „Damit meine ich zum Beispiel Krebstherapien, die sechs bis acht Wochen mehr Lebenszeit bringen, aber rund 40.000 Euro kosten."

Da die gesetzlich vorgeschriebene Mindestrücklage des Gesundheitsfonds, in dem die Beitragseinnahmen der Krankenversicherung gesammelt werden, unterschritten sei, habe das Finanzministerium vorzeitig 800 Millionen Euro zur Verfügung stellen müssen.

Dieses Alarmsignal, so Wasem weiter, müsse dazu führen, sehr rasch eine Reform der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) anzugehen: „Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben geht immer weiter auseinander, die Beiträge steigen jedes Jahr an. Je länger man wartet, desto härter müsste man dann im Nachgang reagieren.“

In der Pflegeversicherung sei er sehr skeptisch, ob die von der SPD gewünschte Deckelung des Eigenanteils bei der Finanzierung eines Heimplatzes umsetzbar sei. „Angesichts unserer demografischen Entwicklung würde dies zu exorbitant hohen Kosten führen, die die Pflegeversicherung nicht tragen kann. Deswegen muss man entweder hinnehmen, dass die Eigenanteile steigen, oder stattdessen einen neuen Finanzierungsweg einschlagen.“

Eine verpflichtende Pflegezusatzversicherung nannte Wasem „eine gute Idee“. Junge Menschen würden dann im Rahmen der Versicherung für das Risiko der stationären Pflegebedürftigkeit im Alter ansparen. Für Ältere brauche man allerdings Übergangslösungen, „bei denen nur begrenzt zusätzlich angespart wird und demnach auch die Leistungen begrenzt sind“.

kna

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