Vom Arztdasein in Amerika

Arzt des Individuums oder der Gesellschaft?

  • Donnerstag, 23. Februar 2012

Als internistischer Assistenzarzt erhalte ich automatisch drei Zeitschriften monatlich zugeschickt: Annals of Internal Medicine, ACP-Journal und Minnesota Medicine. Ich bin einer derjenigen, der das ihm zugeschickte zumindest anliest und meistens dann sogar vollständig durchliest, auch wenn es nicht gerade ein guter Text ist. Deshalb ist meine Freude meistens eine begrenzte, wenn ich das Minnesota Medicine erhalte; es ist keine sonderlich herausragende internistische Lektuere. Dennoch lese ich die Zeitschrift durch, alleine schon weil ich gelegentlich doch positivüeberrascht werde.

Nicht dieses Mal. Aber ein Artikel gab mir doch zu denken; ich zitiere ihn hier der Vollständigkeit halber, kann ihn aber nicht zur Lektüre empfehlen: http://www.minnesotamedicine.com/CurrentIssue/StoriesfromaStrugglingEconomy.aspx. Der Artikel handelt von dem veränderten Gesundheitsverhalten der Menschen in Minnesota aufgrund der Rezession. In diesem Artikel wird die Ansicht vertreten, dass man Gesundheitsleistungen eben nicht kürzen darf in einer Rezession, weil dieses das sowieso schon gestörte Gesundheitsverhalten der Patienten noch mehr stört.

Das ist eine gängige Meinung – Gesundheit geht über alles und Geld ist nur eine sekundäre Erwägung, wenn es um die Gesundheit geht. Doch enger werdende Budgets sind leider eine Realität. Wie soll sich der Arzt in solch einer Situation verhalten: Ausschließlich das Wohl des einzelnen Patienten sehen und lautstark die Gesellschaft kritisieren, dass sie die Budgets verkleinert? Oder muss er argwöhnisch die Ressourcenzuteilung priorisieren, d.h. bestimmten Menschen einfach weniger Gesundheitsleistung zukommen lassen als anderen und Mittler zwischen Gesellschaft und Individuum sein?

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