Astrozyten aktivieren die Mikroglia im Gehirn
Hannover – Das Zusammenspiel von Astrozyten und Abwehrzellen des Gehirns, der sogenannten Mikroglia, haben Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) beschrieben. „Wir haben erstmals in vivo zeigen können, dass die Astrozyten die Mikroglia aktivieren“, sagte Martin Stangel aus der Klinik für Neurologie der MHH. Bislang sei die Forschung eher von einem umgekehrten Mechanismus ausgegangen, so der Leiter der Abteilung Klinische Neuroimmunologie und Neurochemie. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin Brain erschienen (doi: 10.1093/brain/aws262).
Im Gehirn kommen außer den Nervenzellen weitere Zellen vor, die die sogenannte Glia bilden. Sie werden in die Zelltypen Mikroglia, Oligodendrozyten und Astrozyten unterteilt. Die Mikrogliazellen erkennen pathogene Substanzen und beseitigen sie, die Oligodendrozyten sind für die Myelinbildung verantwortlich. Die Astrozyten schließlich bilden die Mehrheit der Gliazellen im zentralen Nervensystem von Säugetieren und Menschen. Sie sind sternförmig verzweigt.
Die Wissenschaftler haben in Tierversuchen bei Mäusen das Myelin, das die Axone schützend umhüllt, mit einem Toxin angegriffen. Das geschädigte, in Teilstücke zerfallene Myelin, das seine Funktion als Isolator verloren hat, wird von Mikroglia schnellstmöglich abgeräumt, damit die Oligodendrozyten wieder rasch eine neue Myelinschicht bilden können.
Die Forscher konnten bei ihren Versuchstieren aber auch die Funktionsfähigkeit der Astrozyten ausschalten. Sie beobachteten, dass das geschädigte Myelin dann an den Axonen liegen blieb und nicht weggeschafft wurde. Diese Fragmente verhinderten, dass sich eine neue Myelinschicht bilden konnte. „Die Astrozyten aktivieren die Mikroglia. Sind sie ausgeschaltet, kommt es letztendlich nicht mehr zu einer Regeneration der Isolationsschicht der Nervenzellen“, sagte Stangel.
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