Auch Blutzellen haben Riechrezeptoren
Bochum – Menschliche Blutzellen verfügen über Riechrezeptoren, die auf eine Substanz namens Sandalore reagieren, einen synthetischen Duft mit einer Sandelholznote. Dies könnte ein Ansatzpunkt für neue Leukämie-Therapien sein, berichten Bochumer Forscher in der Zeitschrift Cell Death Discovery (doi: 10.1038/cddiscovery.2015.70), einem Open-Access-Magazin der Nature Gruppe.
Riechrezeptoren gibt es nicht nur in der Nase, sondern in vielen Teilen des Körpers, zum Beispiel in der Leber, der Prostata oder im Darm. Die Wissenschaftler um Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum wiesen sie nun auch in menschlichen weißen Blutzellen nach.
Gemeinsam mit Forschern des Uniklinikums in Essen identifizierte die Bochumer Gruppe den Rezeptor OR2AT4 in einer kultivierten Zelllinie, die von Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie stammt. Den gleichen Rezeptor fanden sie auch in weißen Blutzellen aus frisch gewonnenem Blut von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie. Er wird durch Sandalore aktiviert.
Geschieht dies, setzen in Blutzellen ähnliche Prozesse ein wie in den Riechzellen der Nase. Dadurch steigt die Konzentration von Kalzium-Ionen in den Zellen. Das wiederum aktiviert Signalwege, in denen Phosphatgruppen auf bestimmte Enzyme, die MAP-Kinasen, übertragen werden. Eine solche Phosphorylierung ist in der Natur ein häufiges Mittel, um die Aktivität von Enzymen zu regulieren.
Ein Folge der Rezeptoraktivierung mit Sandalore war, dass das Wachstum der Leukämiezellen zurückging und sie vermehrt abstarben. „Das könnte ein neuer Ansatzpunkt für die Therapie von Leukämien sein“, vermutet Hatt.
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