Aufklärung, Prävention und Früherkennung könnten Hepatitis C eliminieren

Berlin – Bereits vor sechs Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ziel ausgerufen, die Virushepatitis bis zum Jahr 2030 weltweit zu eliminieren. Fachleute aus Medizin, Wissenschaft und Politik haben jetzt in einem Strategiepapier dargelegt, wie dies in Deutschland gelingen könnte.
„Wir haben exzellente medizinische Mittel“, sagte Heiner Wedemeyer, Co-Direktor der europäischen Hepatitis B & C Public Policy Association (HepBCPPA) und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Mithilfe neuer antiviraler Therapien lasse sich die Infektion nahezu nebenwirkungsfrei beherrschen, im Falle der Hepatitis-C-Virus-Infektion sei binnen weniger Wochen sogar eine vollständige Heilung möglich. Gegen die Hepatitis B stehe eine wirksame Impfung zur Verfügung. „Nun ist es eine ethische Frage, die Therapie auch zu den Menschen zu bringen“, so Wedemeyer.
Die erste Hürde besteht laut dem Papier darin, das Ausmaß der Virusverbreitung zu erfassen. Aus Erhebungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) gehe hervor, dass mehrere hunderttausend Menschen in Deutschland mit Hepatitisviren infiziert seien. Genaue Zahlen fehlten jedoch, wie Ruth Zimmermann, Epidemiologin am RKI, bei dem Treffen darlegte.
„Obwohl lange bekannt ist, dass die Infektionsrate bei Menschen mit intravenösem Drogenkonsum, Inhaftierten, Wohnungslosen und Menschen mit Migrationshintergrund deutlich erhöht ist, ist auch hier die Datenlage noch dünn“, kritisierte auch Stefan Zeuzem, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Leberstiftung und geschäftsführender Direktor des Zentrums der Inneren Medizin am Universitätsklinikum Frankfurt am Main.
Eines der im Positionspapier festgehaltenen Ziele ist es daher, die Infektionsraten in den besonders gefährdeten Gruppen – wie auch in der Gesamtbevölkerung – besser zu erfassen. In der Folge seien aufsuchende Strategien vonnöten, die den Menschen dort ein Testangebot machten, wo sie sich aufhielten – etwa in Einrichtungen der Drogen- oder der Obdachlosenhilfe.
Wichtig sei zudem das Wissen über die Erkrankung: Neben der Angst vor einem Stigma seien auch Fehlinformationen ein Grund für viele Betroffene, sich der Diagnose nicht zu stellen. „Die Annahme, es stünden keine wirksamen oder aber nur mit sehr starken Nebenwirkungen behaftete Medikamente zur Verfügung, ist noch immer sehr verbreitet“, so Wedemeyer.
Vergütungsprobleme seien eine weitere Hürde für eine breite Therapie: Psychiater und Suchtmediziner, die überdurchschnittlich viele mit Virushepatitis Infizierte unter ihren Patienten hätten, verschreiben laut dem Papier die wirksamen antiviralen Mittel aus Angst vor Regressforderungen eher selten.
Eine wichtige Forderung in dem Positionspapier ist es daher, die Elimination der Virushepatitiden als öffentliche Gesundheitspriorität zu benennen und adäquat zu finanzieren. „Das WHO-Ziel kann nur im Schulterschluss von Wissenschaft, Medizin, Wirtschaft, Patientenorganisationen und Politik erreicht werden“, resümiert Wedemeyer.
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