Augenärzte warnen vor zunehmender Ökonomisierung des Gesundheitswesens
Berlin – Die Deutsche Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) hat davor gewarnt, Medizin allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu betrachten. „Stattdessen sollten wir uns stärker an den ethischen Aspekten unserer Aufgabe orientieren“, betonte Präsident Klaus-Peter Steuhl im Vorfeld des 110. DOG-Kongress vom 20. bis 23. September in Berlin. Er plädierte für klare Regeln im Umgang mit Patienten, Kollegen und Industriepartnern sowie Bonusverträgen, die leitliniengerechtes Behandeln honorieren müssen.
„Wenn das Streben nach Gewinnmaximierung die Oberhand gewinnt, droht das Patientenwohl auf der Strecke zu bleiben“, warnte der Augenexperte. Auch leistungsorientierte Bonusverträge bergen seiner Meinung nach die Gefahr, dass Mediziner aus ökonomischen Gründen, Operationen, Therapien oder Überweisungen veranlassen, die nicht eindeutig notwendig oder auch anders möglich wären.
„Hier sollten die Anreize anders gesetzt werden“, so sein Vorschlag. Nicht das Erreichen vorgegebener oder möglichst hoher Fallzahlen solle honoriert werden, sondern die Behandlung gemäß medizinischer Leitlinien.
Gleichzeitig plädierte Steuhl für mehr Transparenz. Augenärzte und Augenkliniken sollten Patienten aktiv erklären, mit wem sie kooperieren und ob sie Netzwerken angehören. Bei der Publikation von Forschungsergebnissen für die Industrie sei die Beziehung des Augenarztes zum Auftraggeber offen zu legen. Honoraren und Kostenerstattungen müssten angemessene Gegenleistungen gegenüberstehen, Geschenke dürften die Höhe steuerlicher Freigrenzen nicht überschreiten.
Nach der Allianz Deutscher Ärzteverbände, der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie wendet sich mit der DOG eine weitere medizinische Fachgesellschaft gegen die zunehmende Ökonomisierung in der Gesundheitsversorgung.
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