Vermischtes

Augenscreening in Pflegeheimen auch ohne ärztliches Personal möglich

  • Mittwoch, 12. Juni 2024
/picture alliance, Marius Becker
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Bonn – Telemedizinische Ansätze könnten dazu beitragen, eine augenärztliche Unterversorgung von Patientinnen und Patienten in Pflegeheimen abzumildern. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Leon von der Emde von der Universitäts-Augenklinik Bonn anlässlich der vierten Fachtagung „Sehen im Alter“ des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) in Kooperation mit der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen.

Regelmäßige ophthalmologische Untersuchungen finden laut von der Emde in Pflegeeinrichtungen meist nicht statt – und die Bewohnerinnen und Bewohner seien oft nicht mobil genug, um ihrerseits in die augenärztliche Praxis zu kommen.

In einer Versorgungsstudie hat die Arbeitsgruppe daher untersucht, welche Möglichkeiten die Telemedizin bietet, um die Früherkennung gravierender Augenerkrankungen in Seniorenheimen zu verbessern. Speziell geschultes, aber nicht-augenärztliches Personal nahm dazu in drei Pflegeeinrichtungen in Bonn verschiedene Augenuntersuchungen vor. In eigens ausgestatteten Untersuchungszimmern erfolgten neben der Sehschärfenmessung auch ein Amsler-Gitter-Test, eine Augeninnendruckmessung, eine Spaltlampen­untersuchung, eine optische Kohärenztomografie des Augenhintergrundes und eine Refraktometrie. „Mit diesen Verfahren können der aktuelle Status von Sehleistung und gegebenenfalls vorhandener Sehhilfe sowie die wichtigsten Augenerkrankungen und Risikofaktoren erfasst werden“, so von der Emde.

Es zeigte sich: Die Untersuchungen gelangen sehr häufig auch ohne fachärztliche Anwesenheit: Eine Sehschärfenbestimmung war in knapp 90 Prozent der Fälle möglich, eine Befundung des vorderen Augenabschnitts in 92,7 Prozent und eine Messung des Augeninnendrucks in 100 Prozent der Fälle. Die Aufnahme von Netzhautbildern gelang ebenfalls bei knapp 90 Prozent der Teilnehmenden mit hoher Bildqualität.

Eine Nachauswertung der Ergebnisse in der Universitätsklinik Bonn belegte den hohen Bedarf für diese Untersuchungen: „Es zeigte sich, dass über 60 Prozent der Brillen nicht adäquat angepasst waren, dass fast jeder zweite Bewohner einen grauen Star hatte, der die Sehkraft einschränkte, und dass fast jeder Vierte AMD-typische Veränderungen aufwies“, fasst von der Emde die Ergebnisse zusammen.

„AMD“ steht für „altersbedingte Makuladegeneration“. Zugleich sei auch ein erheblicher Informationsmangel festgestellt worden: Nur 31,2 Prozent der Seniorinnen und Senioren waren über ihre Diagnosen und den daraus resultierenden Behandlungsbedarf ausreichend informiert. Besonders ausgeprägt war die Unterversorgung bei Bewohnerinnen und Bewohnern mit höherem Pflegegrad und mit längerer Aufenthaltsdauer in den Pflegeheimen.

hil

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