Auto, Fernsehen, Computer. Besitz macht diabetisch
Auto, Fernsehen und zuletzt Computer haben dazu geführt, dass die Menschen in den reicheren Ländern die längste Zeit ihres Lebens im Sitzen verbringen. Sie haben den Energieverbrauch des Körpers weitestgehend auf den Grundumsatz gesenkt und schaffen es meistens nicht, die aufgenommenen Kalorien auch zu verbrauchen. Die Folgen sind unübersehbar und durch die
steigenden Krankheitskosten auch ökonomisch spürbar. Die ärmeren Länder holen die Entwicklung derzeit nach, wie eine Auswertung der Prospective Urban Rural Epidemiology study (PURE) zeigt. Die Studie untersucht den Einfluss der Urbanisierung auf die Gesundheit. In den letzten Jahren wurden 153.996 Erwachsene aus 17 Ländern befragt. Die Bandbreite reichte von Ländern wie Schweden mit einem hohen Entwicklungsstand über Schwellenländer wie Brasilien oder das aufstrebende China bis hin zu Bangladesh am unteren Ende der ökonomischen Entwicklung.
Die Auswertung von Scott Lear von Providence Health Care, einem Health Care Provider aus Vancouver in Kanada, zeigt, dass mit der ökonomischen Entwicklung auch die Prävalenz von Adipositas und Typ 2-Diabetes in den Gesellschaften steigt. Der treibende Faktor ist dabei der Besitz von drei Gegenständen, die ein Leben im Sitzen ermöglichen: Auto, Fernsehen und Computer. In Gesellschaften, die keines der drei Dinge besitzen, sind 3,4 Prozent der Erwachsenen adipös. Der Besitz aller drei Dinge erhöhte die Rate auf 14,5 Prozent. Parallel steigt die Prävalenz des Typ 2-Diabetes von 4,7 auf 11,7 Prozent.
Am weitesten verbreitet ist das Fernsehen: In 78 Prozent der befragten Haushalte steht wenigstens ein Gerät, immerhin 32 Prozent aller Befragten besaßen bereits ein Auto. In den Städten sind die drei Gegenstände verbreiteter als auf dem Land. Deshalb werden die Menschen in den Städten zuerst dick. Der Grund ist der Bewegungsmangel: In den Ländern mit niedrigem Einkommen geht der Besitz der drei Geräte mit einem Rückgang der körperlichen Aktivität um 31 Prozent einher, die Sitzzeiten steigen um 21 Prozent und der Bauchumfang nimmt um 9 Zentimeter zu.
Individuelle Rezepte gegen den Bewegungsmangel der Bevölkerung haben die Adipositas-Epidemie bisher nicht aufgehalten. Die International Society for Physical Activity and Health (ISPAH) hält eine Umgestaltung der Städte für notwendig. Schulen benötigen mehr Sportplätze und Straßen breitere Fahrradwege. Außerdem müssen wohnortnah mehr Freizeitangebote geschaffen werden, die alle Altersgruppen in der Freizeit zu mehr Bewegung motivieren.
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